Buchtipp: Hell on Wheels – New York Subway 1977–1984
Buchtipp: Hell on Wheels – New York Subway 1977–1984
Willy Spiller
16. Mai 2023
Von 1977 bis 1984 lebte auch der Schweizer Fotograf Willy Spiller in New York und fotografierte das Leben in der Stadt, zumeist im Auftrag einer Schweizer Wochenzeitung, doch die gefährliche Welt der U-Bahn sollte ihn fotografisch ganz besonders anziehen. Im Mai 1977, nach seiner ersten kurzen Nacht im Chelsea Hotel, stieg er zum ersten Mal die Stufen zur U-Bahn hinunter. „Was er sah, war erschreckend. Und elektrisierend. Und – um ehrlich zu sein – süchtig machend“, so beschreibt der ehemalige Chefredakteur des Magazins LIFE, Bill Shapiro, im Vorwort des Bildbandes die Erfahrungen Spillers. In den folgenden Monaten und Jahren ging es immer wieder mit seiner Leica oder seiner Olympus-Kamera und zumeist hochempfindlichem Diamaterial in den Untergrund. Er fotografierte zufällige Passanten, gestylte Typen, Schickeria und Bedürftige, Obdachlose, Polizisten und Dealer, Pendler, Büroangestellte und Tagediebe. Das damals entstandene Kaleidoskop seiner Zeitgenossen ist nun in einem neu bearbeiteten Bildband wiederzuentdecken. „Willy Spiller brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass nichts dem Geist New Yorks näherkam als die Subway“, so Shapiro. „Jeder Waggon ein verschwitzter, rasselnder Mikrokosmos. Ein lauter, bunter Schmelztiegel wie die Stadt selbst. Mit einer Fläche von 18 mal drei Metern und vollgepackt mit über 150 ungeduldigen Fahrgästen zur Hauptverkehrszeit, erzählt ein einziger Waggon die acht Millionen Geschichten der Stadt: das Aufeinanderprallen von Hoch- und Subkultur, die Mischung aus Akzenten und Dialekten, aus Fluchen und Lachen, von starrenden Neuankömmlingen und Einheimischen, die schon alles gesehen haben.“
Im Laufe der Zeit entstand ganz nebenbei und zu allen Tages- und Nachtzeiten eine Art Logbuch des Subway-Netzes, dessen Geschichte bereits 1904 mit der Eröffnung der ersten Teilstrecke begann. Aus den über 2000 Motiven, die Spiller in seinen New Yorker Jahren fotografierte, versammelt der Bildband eine Auswahl, die einen Blick auf diese durchaus schwierige Zeit New Yorks werfen lässt, der sich nun aber auch mit einer gehörigen Portion Nostalgie und vielen Retromomenten genießen lässt. New York City hat sich verändert, doch der neugierige, gespannte Blick des Fotografen ist geblieben.
Willy Spiller: Hell on Wheels+-
128 Seiten, 65 Farbabb., 32 × 24 cm
Mit Texten von Bill Shapiro, Paul Nizon und Willy Spiller.
Englisch, Edition Bildhalle
Willy Spiller+-
Der Schweizer Fotograf Willy Spiller wurde 1947 geboren und wuchs im Zürcher Oberland auf, heute lebt und arbeitet er in Zürich. 1968 schloss er die Fotofachklasse an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich (HGKZ, heute Zürcher Hochschule der Künste, ZHdK) ab. Anschließend folgten ausgedehnte Aufenthalte in Mailand, Afrika, Lateinamerika und sieben Jahre in New York. Als Bildjournalist und freischaffender Fotograf arbeitet er seit 45 Jahren im Auftrag von internationalen Zeitungen, Magazinen, Agenturen und Unternehmen. Sein Werk umfasst künstlerische Fotografie, Bildjournalismus und experimentelle Filme. Seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet und weltweit ausgestellt. Sein Buch Zürich 1967–1976 erschien bereits 2019 in der Edition Bildhalle. Mehr