Tracing Memories of Cio-Cio-San
Tracing Memories of Cio-Cio-San
Viktoria Sorochinski
30. Mai 2023
LFI: Sie haben Ihr Projekt in drei Städten produziert – Bregenz, Berlin, Tokio. Was wollten Sie mit Ihrer Serie vermitteln?
Viktoria Sorochinski: Da dieses Projekt von den Bregenzer Festspielen und Leica Camera Austria in Auftrag gegeben wurde, musste ich bestimmte Richtlinien einhalten, damit meine Arbeit mit der Oper Madama Butterfly in Verbindung gebracht werden konnte. Daher wählte ich einen minimalistischen Ansatz und eine weiche Farbpalette, um das traumhafte Gefühl zu evozieren und den Geist der japanischen Kultur einzufangen. In dieser Serie verwende ich Landschaften als metaphorische und poetische Elemente, die die inneren Gemütszustände von Cio-Cio-San widerspiegeln. Die ganz besondere, fast magische Atmosphäre von Bregenz hat mich sehr inspiriert. Die dramatischsten Bilder mit den Kirschblüten entstanden überraschenderweise in Berlin, wo eine wunderbare Performancekünstlerin und Choreografin, Tiziana Longo, für mich als Cio-Cio-San posierte. Und schließlich hatte ich das große Glück, in dieser Zeit für meine der Ukraine gewidmete Einzelausstellung nach Japan zu reisen, wo ich ein wunderschönes traditionelles japanisches Haus und die dort lebende Familie fotografieren konnte. Insgesamt war es für mich sinnvoll, an diesen drei verschiedenen Orten zu fotografieren, weil ich so verschiedene Kulturen zusammenbringen und verschmelzen konnte, was meiner Interpretation ein universelleres Gefühl verlieh.
Inwieweit sind Ihre Fotos inszenierte Kompositionen oder spontane Situationen?
Dieses Projekt unterscheidet sich von meinen anderen Arbeiten, weil es auf einer bestehenden Erzählung basiert. Ich bin meinem inneren Gefühl gefolgt und hatte keine vorher festgelegte Vorstellung von den genauen Bildern, die aufgenommen werden sollten. Ich bin an verschiedenen Orten herumgelaufen und habe nach inspirierenden Orten und Momenten gesucht. Da der größte Teil des Projekts aus Landschaften oder abstrakten Bildern und Stillleben besteht, würde ich sagen, dass der inszenatorische Teil eher minimal war. Hauptsächlich geht es darum, die emotionalen Zustände zu vermitteln, die Cio-Cio-San durchlebt.
Sie haben die Leica Q2 verwendet. Was hat die Kamera für die Serie prädestiniert?
In den letzten Jahren habe ich meine Projekte ausschließlich mit der Leica Q2 aufgenommen. Ich habe mich in diese Kamera verliebt, weil sie es mir ermöglicht, intuitiver und spontaner zu arbeiten, da sie sehr kompakt ist. Sie eignet sich hervorragend für Landschaften, aber auch für Stillleben oder Porträts, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich gern Umgebungsporträts mache, bei denen ein Weitwinkelobjektiv (in diesem Fall 28 mm) sehr nützlich ist. Und natürlich ist die Endqualität dank des sehr großen 47-Megapixel-Sensors erstaunlich, sodass ich bei Bedarf sehr große Abzüge machen kann.
LFI 4.2023+-
Spannende Bilder aus Viktoria Sorochinskis Projekt Poltavaland finden Sie im LFI Magazin 4.2023. Mehr
Viktoria Sorochinski+-
Die in der Ukraine geborene kanadische Fine-Art-Fotografin mit multikulturellem Hintergrund lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Seit Abschluss ihres Masters of Fine Arts an der New York University im Jahr 2008 hat sie fast 70 Ausstellungen in 21 Ländern Europas, Nord- und Südamerikas und Asiens gezeigt. Ihre Arbeiten wurden in über 70 internationalen Publikationen vorgestellt und besprochen, darunter die Monografie Anna & Eve, die in Deutschland bei Peperoni Books erschienen ist. Sie ist außerdem Preisträgerin und Finalistin zahlreicher Stipendien, Förderungen und internationaler Preise. Dazu zählen der Leica Oskar Barnack Award, der Arnold Newman Prize, der LensCulture Exposure Award und der Lucie Award (Discovery of the Year). Sorochinski bietet regelmäßig Online-Workshops an. Mehr