Transparencies

Stephen Shore

15. April 2020

Auf der Suche nach der Ästhetik des Alltags schärfte Shore seinen Sinn für das oftmals Übersehene. Eine Reise in die USA der 1970er-Jahre.
Einen bisher ungesehenen Schatz gilt es zu entdecken: „Transparencies. Small Camera Works 1971-1979“ öffnet das Leica Archiv des Fotografen und bietet einen neuen Zugang zu einer bekannten Werkserie. Die Serie „Uncommon Places” gehört heute zu den Meilensteinen der Fotografiegeschichte. Und Stephen Shore längst zu den renommiertesten zeitgenössischen Fotografen der USA. Mit seinen Aufnahmen hatte er entscheidenden Anteil an der „New Color Photography“, die ab den 1970er-Jahren einen völlig neuen Stil etablierte. Straßenecken, Parkplätze, Werbeschilder, Schaufenster: Steven Shore entdeckte in den 1970er-Jahren ein bisher übersehenes Amerika aus Highways, Kleinstädten und Landschaften, die insbesondere die Lebenswelten der amerikanischen Mittelschicht abbildeten. Damals war es für die Öffentlichkeit und insbesondere für Kuratoren noch irritierend, so Banales, Alltägliches in Bildern festzuhalten. Und auch für den Fotografen war es nicht selbstverständlich. Bis zu seinem 23. Lebensjahr hatte Shore nur einige Quadratkilometer Manhattans wahrgenommen. Seine Reise mit dem Auto durch Amerika war ein Schock, wie er in einem frühen Interview bekannte. Dieses Erwachen traf ihn schwer, doch sein Blick wurde nun auf alltägliche Dinge gelenkt, als ob er sie zum ersten Mal sehen würde.

Bisher kannte man Shores Motive vor allem als Großbildformate. Der gerade erschienene Bildband ändert diese Vorstellung, denn nun geraten seine Leica Aufnahmen seines damaligen Roadtrips in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Die jetzt erstmals umfassend publizierten Leica Aufnahmen liefern allerdings nicht einfach eine Variation auf die hinlänglich bekannten 8x10-Bilder, denn Kleinbilddias und Großbildnegative unterscheiden sich nicht nur im Format, sondern verändern auch die Sehgewohnheiten und Wahrnehmung der Bilder.

LFI:Wie haben Sie Ihre Leica-Aufnahmen wiederentdeckt?
Stephen Shore: Es handelt sich um Kodachrome-Bilder. Die einzige akzeptable Methode, Dias zu drucken, war damals der Dye-Transfer. Aber ich bevorzugte die Feinheit der Typ-C-Drucke. Also habe ich sie einfach nie gedruckt. Dann gingen Quentin Bajac und ich durch meine gesamte Arbeit, um die MoMA-Retrospektive 2017 vorzubereiten, und beschlossen, einige davon aufzunehmen. Ich machte Tintenstrahldrucke von den Scans.

In welchem Verhältnis stand die Leica zu der 8x10-Kamera, mit der Sie damals bevorzugt gearbeitet haben?
In manchen Jahren nahm ich meine Leica auf Reisen einfach mit. In den meisten Jahren war die 8x10-Kamera meine primäre Kamera. Die Verwendung dieses Formats stand im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. In dem Buch gibt es ein paar Gruppen von Bildern, bei denen die Leica die einzige Kamera war, die ich benutzte.

Wie beurteilen Sie die Aufnahmen heute?
Manche Leute finden meine Bilder aus den 1970er-Jahren nostalgisch. Aber das ist einfach der Lauf der Zeit. Wenn ein Fotograf im Moment arbeitet, aufmerksam anwesend ist, können die entstandenen Bilder ein Gefühl von Gegenwärtigkeit vermitteln. 

Den gesamten Artikel finden Sie im aktuellen LFI Magazin 3/2020.
Das Buch kann bei MACK gekauft werden.
Ulrich Rüter
Alle Bilder: © Stephen Shore. Transparencies: Small Camera Works 1971–1979 (MACK, 2020); courtesy 303 Gallery, New York
EQUIPMENT: Leica M2 mit einem 35mm Summicron

Stephen Shore+-

Die Arbeiten von Stephen Shore wurden in den letzten 45 Jahren umfassend veröffentlicht und ausgestellt. Im Alter von 23 Jahren war er der erste lebende Fotograf, der seit Alfred Stieglitz, 40 Jahre zuvor, eine Einzelausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York erhielt. Mehr als 25 Bücher aus dem Werk des Fotografen wurden bisher veröffentlicht, darunter auch „Uncommon Places: The Complete Works“ und „American Surfaces“, Werke, die heute als wichtige Meilensteine der Fotografiegeschichte gelten. Shore wird durch die Galerien „303 Gallery“ (New York) und „Sprüth Magers“ (London und Berlin) vertreten. Mehr

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