Alive from the Desert

Jason Kummerfeldt

27. August 2024

Der amerikanische Fotograf erkundet vergessene Landschaften, verlassene Strukturen und verfallene Relikte, die Geschichten aus der Vergangenheit erzählen. Die faszinierende Welt der amerikanischen Ödnis zeigt die beunruhigende Schönheit verlorener Orte.
LFI: Was war der Impuls für Ihr Projekt?
Jason Kummerfeldt: In Alive from the Desert geht es um den Effekt, dass die Zeit vertraute Dinge abnutzt. Das Projekt zeigt viele Fotos von verlassenen oder ländlichen Orten, die einst die Heimat vieler Menschen waren, die in verlorenen Teilen der kalifornischen Wüste lebten. Diese verfallenen Gebäude und Überbleibsel der Vergangenheit werden bald verschwunden sein, da der Sand der Mojave-Wüste mit der Zeit über sie hinwegweht. Olivia Huk, die Galeriekoordinatorin bei Leica Nürnberg, und ich kamen zu dem Schluss, dass dies ein gutes Thema für eine Ausstellung wäre, da ich viele Jahre Arbeiten produzierte, die alle gut zusammenpassen und ein offensichtliches Motiv haben.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Orte aus – und wo finden Sie sie?
Mein Fotopartner Caleb Knueven und ich gehen bei der Suche nach Fotolocations auf unterschiedliche Weise vor. Oft empfehlen uns andere Fotografen Ortschaften, aber realistischer ist es, dass wir stundenlang über Google Maps nach Strukturen oder interessanten Plätzen in der Wüste suchen, die wir fotografieren wollen. Manchmal kommen wir sogar vor Ort an und finden noch mehr spannende Dinge, die wir auf Google Maps nicht sehen konnten. 

Inwieweit erzeugt die analoge Kamera den gewünschten Look für Ihre Aufnahmen?
Ich fotografiere diese Landschaften auf Film, weil analog für mich wie eine Erinnerung an etwas aussieht, das in der Vergangenheit passiert ist. Wir sind oft nostalgisch, was die Vergangenheit angeht. Ich glaube, dieser Look hilft dem Publikum, seine eigenen Gefühle zum Thema und seine eigene Vergangenheit auf das Werk zu projizieren.

Wie genau sah Ihre fotografische Ausrüstung aus?
Ich habe im Laufe der Jahre eine ganze Reihe verschiedener Produkte ausprobiert. Viele meiner Arbeiten in der Galerie habe ich mit meiner treuen Leica M6 aufgenommen, die eine meiner meistbenutzten Kameras ist, wenn nicht sogar die am häufigsten verwendete. In der Galerie sind auch einige 8×10-Großformat- und 4×5-Bögen zu sehen, darunter einige Arbeiten auf Infrarotfilm, sowohl in Farbe als auch in Schwarzweiß.

Sie zeigen vergessene Landschaften und verlassene Strukturen, auch die analogen Kameras schienen nach dem Boom der Digitalisierung zu verschwinden … Wie können Sie beides wieder zurückerobern?
Um beides einzufangen, braucht es wahrscheinlich unterschiedliche Ansätze. Was die Filmkameras von früher betrifft, so ist es ganz einfach: Man nimmt sie in die Hand, macht sich auf die Suche und experimentiert mit verschiedenen Looks, bis man den gewünschten Workflow gefunden hat. Verlassene Gebäude sind immer eine schöne Kulisse für die filmische Fotografie, da das Thema fast parallel zu deren Geschichte verläuft.
Katja Hübner
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Jason Kummerfeldt
EQUIPMENT: Leica M6, Summicron-M 1:2/35 Asph.

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© Caleb Knueven
© Caleb Knueven

Der 32-jährige Fotograf studierte visuelle Effekte und Animation und arbeitete schließlich in Hollywood, wo er für Fernsehserien und Filme wie Loki und The Batman tätig war. Als er die Filmindustrie hinter sich ließ, konzentrierte er sich auf seine wahre Leidenschaft: die analoge Fotografie. Seine Arbeiten zu Alive from the Desert sind noch bis zum 19. Oktober 2024 in der Leica Galerie Nürnberg zu sehen. Mehr

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