Weihnachtsmorgen

„Im Jahr 2003 beauftragte das Magazin Stern eine Reihe von Fotojournalisten damit zu dokumentieren, wie Weihnachten in verschiedenen Gemeinden auf der ganzen Welt gefeiert wird. Da ich für meine Arbeit über die Roma-Gemeinden bekannt war, wurde ich gebeten, ein „Roma-Weihnachten“ zu fotografieren.

In Belgrad lernte ich David kennen, der mich durch die Stadt fuhr und darum bat, dass ich seine Tattoos fotografiere. Wir wurden Freunde, und er lud mich am 7. Januar zu einem traditionellen orthodoxen Weihnachtsfest ein. Ich kam um 4 Uhr morgens an, um sein erster Besucher zu sein, und entzündete symbolisch das Feuer mit einem Eichenzweig. Schließlich wachte seine Familie auf, und dann kamen seine Eltern und Verwandten. David sagte, er sei als Jugendlicher in allen möglichen Schwierigkeiten gewesen, sei aber daraus herausgewachsen, und fügte hinzu: „Mach dir keine Sorgen wegen meines Bruders, aber sei vorsichtig bei meinen Schwager.“ Um 10 Uhr setzten wir uns alle zum Weihnachtsessen; David sah mich an und fragte etwas anklagend: „Also, wann machst du denn das verdammte Foto von mir und meinen Tattoos?“ Darauf antwortete ich: „Warum nicht jetzt sofort?“ Im Handumdrehen waren die Hemden der drei Männer heruntergerissen. Das Bild wurde eine Doppelseite in der Stern-Weihnachtsausgabe."