The Face of Nature

Christopher Cove

6. August 2024

Blumen üben für den Mediziner eine Faszination aus: In einem aufwendigen fotografischen Prozess aus Beleuchtung und Detailsuche erforscht er ihre Schönheit in allen Strukturen.
LFI: Was fasziniert Sie an Blumen – und daran, sie so detailliert abzubilden?
Christopher Cove: Georgia O’Keeffe hat einmal gesagt: „Wenn du eine Blume in die Hand nimmst und sie wirklich ansiehst, ist sie für einen Moment deine Welt.“ Ich möchte diese Welt jemand anderem geben. Die meisten Menschen in der Stadt eilen umher und haben keine Zeit, eine Blume zu betrachten. Ich möchte aber, dass sie sie sehen; meine Bilder sollen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen. Blumen sind überall um uns herum, und wir begegnen ihnen jeden Tag. Meine Hoffnung ist, dass meine Fotografien diese Begegnung in ein Erlebnis verwandeln.

Wie sieht Ihr fotografischer Prozess genau aus?
Mein Prozess beginnt mit der Beobachtung der Blume in der Natur, in meinem Garten oder sogar in einem Blumenladen. Normalerweise bringe ich sie in mein Studio. Ich bevorzuge es, den Hintergrund und die Beleuchtung zu kontrollieren. Oft stelle ich die Blume in einen mit schwarzem Samt ausgekleideten Kasten, oder ich verwende einen farbigen Hintergrund. Ich habe sogar schon Spiegel eingesetzt oder die Blume in Wasser gestellt, um Reflexionen zu erzeugen. Ich probiere verschiedene Blickwinkel und Beleuchtungseinstellungen aus, um zu sehen, was am besten funktioniert.

Können Sie etwas über den technischen Ablauf sagen?
Um eine extreme Schärfentiefe zu erhalten, verwende ich eine Fokussierschiene fürs Focus Stacking. Ich beginne mit dem am weitesten entfernten Teil der Blüte und konzentriere mich dann auf den jeweils nächstgelegenen. Ein stabiler Kugelkopf und ein Stativ sind für diese Aufnahmen ein Muss, zusammen mit einem Selbstauslöser. Für die Beleuchtung benötige ich kleine Lichter, die den Einsatz verschiedener Modifikatoren ermöglichen. Ich nutze kurze Verschlusszeiten und HSS-Blitzlicht, um das Umgebungslicht auszuschalten, und konstante Beleuchtung mit Lichtmalerei, um einen surrealen Lichteffekt zu erzielen.

Inwieweit bietet Leica das perfekte Werkzeug für Ihre Aufnahmen?
Der wichtigste Teil meiner Ausrüstung sind die Objektive. Hier glänzt Leica. Sie sind bei Weitsicht sehr scharf, haben einen hervorragenden Charakter und einen reibungslosen mechanischen Fokus. Da Schwarzweiß meine erste Wahl ist, erzeugen die Leica Monochrom-Kameras meine besten Schwarzweißbilder, was Tonalität und Formbarkeit angeht. Ich brauche nur selten ein 1:1-Makro, daher ist der Leica Macro-Adapter M für mich ideal. Wenn ich Autofokus für schnellere Situationen benötige, kann ich eine SL2 verwenden und erhalte ähnliche Farben wie mit der M11.

Warum ist ein Einblick in die Physiognomie der Natur für den Menschen von Bedeutung?
Ich denke, wenn wir etwas Schönes in der Natur finden, erkennen wir, dass es eine Kraft gibt, die größer ist als wir selbst. Wir sehen ein Design, eine Form oder ein Detail, das unser Inneres anspricht, das wir vielleicht vergessen haben. Blumen sind das „Gesicht“ der Natur, sie sind der Einstieg, um die Schönheit der Welt zu verstehen.
Katja Hübner
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Christopher Cove
EQUIPMENT: Leica SL2, Leica M11, Leica M11 Monochrom; Leica Summarit-M 1:2.4/90, Leica Noctilux-M 1:1.25/75 Asph, Leica Summicron-M 1:2/50, Leica Summilux-M 1:1.4/35 Asph FLE II, Sigma 1:/2.8 105 DG DN Macro Art; Licht: Profoto A1, Profoto A2, Profoto Connect Pro Leica, Richtgitter, Farbfilter, Spotvorsätze, Flügeltore; Makroadapter: Leica Macro-Adapter M; Stabilisierung: Novoflex TrioPod M Stativ, Arca Swiss Monoball P1, Leofoto G2 Getriebekopf, NiSi NM180 Makro-Fokussierschiene

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© Lisa Cove

1959 geboren, wuchs Christopher Cove in einer kleinen Stadt im Bundesstaat New York, USA, auf. Fasziniert davon, wie die Dinge und vor allem Körper funktionieren, verbrachte er seine frühen Jahre in der Bibliothek, las alles über Medizin und wurde schließlich Kardiologe in einem akademischen medizinischen Zentrum. Parallel dazu entwickelte er eine ebensolche Faszination für die Natur und die Fotografie, die ihm eine künstlerische Abwechslung vom medizinischen Beruf bietet. Mehr

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