Nachruf: Larry Fink

29. November 2023

Im Alter von 82 Jahren ist der amerikanische Fotograf und Vertreter der New Social Photography in seinem Haus in Pennsylvania am 25. November gestorben.
Seine Dokumentationen waren direkt, ehrlich, oft schonungslos. Ob er die Vertreter der amerikanischen High Society auf rauschenden Partys in New York City festhielt oder den Alltag einer Familie in seinem Wohnort Martins Creek im Osten Pennsylvanias begleitete: Sein Blick war präzise, unmittelbar, manchmal auch skurril. Seine schwarzweißen Bilder zeigen Augenblicke, die auch im Abstand von vielen Jahren als stellvertretend für bestehende Klassenunterschiede zu lesen sind. Mit der Serie Social Graces, in der er zwei gesellschaftliche Welten gegenüberstellte, wurde Fink in den späten 1970er-Jahren bekannt. Seine Arbeiten wurden 1979 im Museum of Modern Art als Einzelausstellung präsentiert und 1984 als Buch veröffentlicht. In seinem Werk blieb Fink immer an sozialen Strukturen und gesellschaftlich bedingten Verhältnissen interessiert. Neben den Reichen und Schönen widmete er sich immer wieder auch eher übersehenen Gruppen. So entstanden unter anderem Serien über Boxer und Holzfäller. Zumeist arbeitete er mit einer 6×6-Mittelformatkamera und Blitzlicht. Leica-Kameras ergänzten seine Serien, wenn er aus der starren quadratischen Bildinszenierung ausbrechen wollte. Seine Kompositionen sind bestimmt von starken, dramatischen Hell-Dunkel-Kontrasten. Dadurch wirken die von ihm porträtierten Personen in diesen Aufnahmen umso mehr wie Statisten in kleinen dramatischen Kammerspielen, die soziale und gesellschaftliche Bedingungen hinterfragen.

Geboren wurde Larry Fink am 11. März 1941 in Brooklyn, New York; er begann schon als Jugendlicher zu fotografieren. Sein Vater war Anwalt, seine Mutter engagierte sich als politische Aktivistin. Ihr Einfluss sei wesentlich für seine Arbeit gewesen, bekannte Fink später, ebenso wie die Arbeit seiner Lehrerin Lisette Model, die ihn während seines Studiums an der New School for Social Research in New York prägte. Seit den 1970er-Jahren lebte Fink auf einer Farm in Martins Creek, und insbesondere die Nachbarfamilie Sabatine sollte wichtig für seine Serie werden, in der er deren prekäres Alltagsleben mit New Yorker Oberklassephänomenen kontrastierte. In seiner sechs Jahrzehnte währenden Karriere hat Fink mit zahlreichen Ausstellungen und Publikationen stilbildend gewirkt. 1988 wurde er als Professor für Fotografie an das New Yorker Bard College berufen. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen. Seit 2001 wurde er offiziell von der New Yorker Robert Mann Gallery vertreten, die nun auch seinen Tod am 25. November bekanntgab.
Ulrich Rüter
Porträt Larry Fink: © Geoffrey Berliner; Alle übrigen Bilder: © Larry Fink, courtesy Galerie Bene Taschen, Köln

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Die Kölner Galerie Bene Taschen, die Larry Fink mehrfach präsentierte, eröffnet am 2. Dezember die aktuelle Ausstellung In Memory of Larry Fink: Boxing.

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