Keld Helmer-Petersen: 100 Jahre!

Keld Helmer-Petersen

21. August 2020

Er gehört zu den einflussreichsten dänischen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Vor allem die farbigen Arbeiten von Keld Helmer-Petersen (1920–2013) haben entscheidend zu einer unabhängigen, künstlerischen Wahrnehmung des Mediums beigetragen.
Er gehört zu den einflussreichsten dänischen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Vor allem die farbigen Arbeiten von Keld Helmer-Petersen (1920–2013) haben entscheidend zu einer unabhängigen, künstlerischen Wahrnehmung des Mediums beigetragen. Seine Karriere erstreckte sich über sieben Jahrzehnte, er blieb zeitlebens enorm produktiv und mit seinem experimentellen Interesse forderte er beständig die Möglichkeiten der Fotografie heraus.

Seine erste Leica war ein Geschenk der Mutter: Mit seiner Leica III begann Helmer-Petersen ab 1940 auch in Farbe zu fotografieren. Erst wenige Jahre zuvor waren entsprechende Materialien marktreif geworden. Ab Mitte der 1930er-Jahre produzierten Kodak und Agfa Farbfilme, die damals trotz mangelnder Farbstabilität und hoher Kosten ein neues Kapitel der Kleinbildfotografie eröffneten. Helmer-Petersen war alles andere als ein farbfotografischer Romantiker, der mit der Farbe die Welt in einer Weise entdecken wollte, wie es die damaligen Werbebroschüren zur Farbfotografie vorschlugen. Sein Blick war modern, ganz an den Vorbildern der neuen sachlichen Fotografie der 20er-Jahre geschult. Seine Motive fand er vor allem in den Industrie- und Hafenvierteln seiner Heimatstadt Kopenhagen. In engem Ausschnitt, mit klarer und hoher grafischer Sensibilität gestaltete er Architektur- und Alltagsdetails zu perfekten Bildkompositionen.

Der von ihm bereits 1948 veröffentlichte Bildband 122 Farvefotografier zählt bis heute zu den frühsten Musterbeispielen einer künstlerisch aufgefassten Farbfotografie. Damals ein mutiger Schritt; ganz selbstbewusst beschreibt Helmer-Petersen sein Vorgehen im Vorwort: „Ich präsentiere diese Bildsammlung der Öffentlichkeit bei voller Kenntnis, dass im Moment diese rein ästhetische Sicht auf dem Gebiet der Fotografie durchaus auf starke Ablehnung stößt.“ Farbe verstand er nicht als ein abzugrenzendes Thema, sondern Farbe wurde in seiner Fotografie zur Form. Das Buch wurde international erfolgreich wahrgenommen: Einige Aufnahmen wurden im Britisch Photography Year Book reproduziert und das US-Magazin Life bestellte gleich sieben Motive. Damals nicht nur ein äußerst lukrativer Verkauf für den jungen Fotografen, sondern mit der Einladung von Life und einem Stipendium der dänisch-amerikanischen Stiftung konnte er 1950/51 am Institute of Design in Chicago studieren.

In seiner langen Karriere als Fotograf und Filmer hat sich Helmer-Petersen immer wieder für die innovativen, experimentellen Möglichkeiten der Fotografie begeistert. Seine selbstbewussten Farbfotografien wirken auch heute noch modern, umso mehr ist heute an sein frühes Engagement für die Farbe zu erinnern. Am 23. August jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal. Als Hommage zeigen wir eine Auswahl aus seinem Werk.
Ulrich Rüter
Alle Bilder auf dieser Seite: © Estate of Keld Helmer-Petersen; courtesy Rocket Gallery London

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Keld Helmer-Petersen 1940 with his first Leica

Keld Helmer-Petersen wurde am 23. August 1920 in Kopenhagen geboren. Nach seinem Schulabschluss begann er zu fotografieren, war bereits 1940 auf einer Fotoausstellung in Kopenhagen vertreten. Neben seiner Ausbildung zum Buchhändler und Verleger beschäftigte er sich insbesondere mit der damals noch jungen Farbfotografie. Nach einem Studienaufenthalt in den USA arbeite Helmer-Petersen als professioneller Fotograf und für das Fernsehen. Von 1964 bis 1990 war er Professor für Fotografie an der Kopenhagener Akademie für Architektur. Er starb am 6. März 2013 in Kopenhagen. Das Archiv betreut sein Sohn Jan.

In der LFI 7/2015 haben wir Keld Helmer-Petersen als „Leica Klassiker“ vorgestellt. Mehr

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