Walter Vogel in der Leica Hall of Fame
Walter Vogel in der Leica Hall of Fame
Walter Vogel
14. November 2019
Sein Themenrepertoire ist vielfältig, sein Stil dabei unverwechselbar. Ob als Milieu-Chronist des Ruhrgebiets, weltgewandter Reisefotograf, begeisterter Zirkus-Besucher, nachtschwärmerischer Travestiefotograf oder als genussvoller Espresso-Liebhaber – immer erkennt man den Chronisten seiner Zeit, den klassischen Bildreporter, der mit erfahrenem Blick und perfekter Präzision unvergessliche Bildmotive geschaffen hat.
Heute zählt Walter Vogel zu den großen deutschen Reportagefotografen, doch seinen Weg in die Fotografie oder besser gesagt den Mut, seine Leidenschaft für die Fotografie zum Beruf zu machen, hat er vergleichsweise spät gefunden. Zwar hatte er schon als Jugendlicher mit seiner ersten Kamera die Fotografie für sich entdeckt, doch nach der Berufsausbildung arbeitete er zunächst viele Jahre als Ingenieur in der Chemieindustrie. Aber das in der Lehre als Maschinenschlosser verdiente Geld hatte Vogel gespart und bereits 1954 eine Leica IIf erworben. Mit 30 Jahren wagte er dann den beruflichen Neustart: Vogel begann ein Fotografiestudium bei Otto Steinert an der Folkwangschule in Essen. Gleich nach dem Examen etablierte er sich als selbstständiger Fotograf, neben Werbe- und Mode-aufnahmen wurde die Magazinfotografie ein wichtiges Standbein. Mit einem ersten Buch im Selbstverlag (!For! Sale, 1980) entdeckte Vogel eine neue Aufgabe, denn nicht nur die Fotografien stammten von ihm, sondern er hat auch die begleitenden Texte geschrieben.
Spätestens das Buch Espresso von 1993 war der publizistische Durchbruch. Auch dieses Projekt entstand auftragsfrei, doch Vogels Gespür für das Thema – lange bevor es Trend wurde – sollte ihm eine ganze Folge von Publikationen rund um die Welt des Kaffees ermöglichen. Längst ist eine Vielzahl von Bildbänden erschienen, die das gesamte Spektrum des Fotografen präsentieren. Mit seiner von Authentizität, Präzision und manchmal auch sublimen Humor geprägten Bildsprache gehört Vogel zu den großen deutschen Fotografen des analogen Zeitalters – die Auszeichnung, in die Leica Hall of Fame aufgenommen zu werden, ist ein weiterer glücklicher Beweis der Wertschätzung und Anerkennung für ein über fünf Jahrzehnte reichendes Lebenswerk.
Alle Bilder auf dieser Seite © Walter Vogel
Mehr über Walter Vogels Arbeiten finden Sie in der LFI 8/2019.
Walter Vogel+-
...wurde am 18. Oktober 1932 in Düsseldorf geboren. Nach seiner Lehre als Maschinenschlosser war er als Maschinenbauingenieur tätig, ab 1963 Studium an der Folkwangschule bei Otto Steinert, Examen 1968, danach selbstständiger Bildjournalist in Düsseldorf. 1954 Erwerb der Leica IIf, später wurde die M2 seine bevorzugte Reportagekamera, eine Leicaflex SL2, eine Leicaflex SL2 MOT und eine Leica M5 erweiterten seine Ausstattung später. Bereits seit 1954 erste Veröffentlichungen in Zeitschriften, 1964 Auszeichnung beim World-Press-Photo-Wettbewerb. Von 1977 bis 2002 Atelier in Frankfurt, danach wieder Düsseldorf. Seinen Vorlass hat Vogel 2016 größtenteils an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gegeben; dort wird er von der bpk (Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte) betreut. 2019 wurde er mit dem Leica Hall of Fame Award ausgezeichnet. Mehr