Bei der Filmnacht des Jahres

Sarah M. Lee

15. Februar 2019

Jedes Jahr werden in London die British Academy Film Awards (Baftas) verliehen. Seit fünf Jahren ist Sarah M. Lee als Fotografin des Guardian live dabei, wenn im Vorfeld der Oscars die Stars der internationalen Filmwelt in London geehrt werden.
Jedes Jahr werden in London die British Academy Film Awards (Baftas) verliehen. Seit fünf Jahren ist Sarah M. Lee als Fotografin live dabei, wenn im Vorfeld der Oscars die Stars der internationalen Filmwelt in London geehrt werden. Sie erzählt uns von ihren Erfahrungen, ihrem Lieblingsbild und gibt sogar Ratschläge.

Über das Fotografieren von Großereignissen
Das Fotografieren bei den BAFTAS ist immer ein absolutes Vergnügen und auch der nervenaufreibendste Job des Jahres. Es herrscht eine angespannte Stimmung und alles ist voller Leute. Die Herausforderung besteht darin, bei all dieser Bewegung und dem scheinbaren Chaos komponierte Bilder zu erzeugen. Es gibt keine Zeit zum Innehalten, Nachdenken oder Posen, man muss schnell sein und versuchen zu antizipieren, an welcher Stelle „spezielle Momente“ passieren könnten und wie sich die Menge bewegen wird.

Farbe oder Schwarz-Weiß?
Als Fotografin interessiere ich meist nur mit Farbe, aber bei dieser Serie habe ich mich bewusst für Schwarz-Weiß entschieden. So versuche ich, viele der optischen Störungen, die man bei einer solchen Veranstaltung bekommt, zu beseitigen: die Logos des Sponsors, die verschiedenen Lichter, den roten Teppich, die klirrenden Couture-Kleider … Ich interessiere mich für die Persönlichkeit und Intimität, womit ich durch die Beseitigung der Ablenkung durch Farbe etwas näher komme. Außerdem ist Schwarz-Weiß eine offensichtliche Hommage an das „klassische Hollywood“. Bei so vielen zutiefst charismatischen Männern und Frauen, die sich alle herausgeputzt haben, um so gut wie möglich auszusehen, ist es zu verführerisch, etwas von dem Glamour dieser alten Hollywood-Aufnahmen wiederherzustellen.

Über das Einfangen privater Momente
Vor allem geht es mir darum, intime, zärtliche oder auch humorvolle Momente inmitten dieses überfüllten öffentlichen Events festzuhalten. Der Entfernungsmesser ist dafür ein gutes Werkzeug und war auch ein beliebtes Gesprächsthema, da sich herausgestellt hat, dass viele berühmte Schauspieler stillschweigend „Leica-Menschen“ sind.

Über das Treffen mit Prominenten
Ich versuche, mich zurückzunehmen, ich beobachte gerne eher leise als im Mittelpunkt, aber im Laufe der Jahre gab es eine Reihe von Schauspielerm, die mich wiedererkennen. Sie sind immer freundlich, es gibt keine der Vorbehalte mir gegenüber, die es geben kann, wenn man als redaktioneller Fotograf auftaucht. Ich arbeite für diese Serie im Auftrag der BAFTA, sozusagen von innen heraus und das schafft viel Vertrauen.

Über ihr Lieblingsbild
In diesem Jahr ist es das Bild von Glenn Close, die sich zu ihren Film-Mann Jonathan Pryce hinüberlehnt, mein Lieblingsbild. Ich war sehr gerührt, als ich sah, das Close es selbst auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlicht hat. Weniger gerührt war ich darüber, dass sie vergessen hat, einen Foto-Credit anzugeben, aber c’est la vie!

Alle Bilder auf dieser Seite: © Sarah M. Lee
Leica M10 mit Summilux-M 1:1.4/35 Asph und Leica Monochrom

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Sarah M. Lee+-

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Sarah and her assistent Agne.

Sarah studierte Ende der 90er Jahre Anglistik am University College London (UCL) und nutzte die nicht in Bibliotheken verbrachte Zeit, um sich zur Fotografin auszubilden.
Im Jahr 2000 wurde ihr eine freie Stelle beim Guardian angeboten, und seitdem arbeitet sie weiterhin für den Guardian und den Observer. Lee ist spezialisiert auf Porträts, Reportagen und die Künste, interessiert sich aber für jede Art der Fotografie, die sich mit Menschen und der gemeinsamen menschlichen Erfahrung beschäftigt.
Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Hund in London. Mehr

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