Nachruf: Ulrich Mack

6. April 2024

Im 90. Lebensjahr ist der Hamburger Fotograf am Ostermontag verstorben.
Mack. Ganz einfach vier Buchstaben und ein Punkt. Kurz, knapp, geradlinig: ein Markenzeichen. Wer den Fotografen nur flüchtig erlebte, war vielleicht zunächst von seiner Direktheit eingeschüchtert; wer ihn kennenlernen durfte, bemerkte schnell, dass sich hinter dem rauen Ton ein sehr zugewandter, offener Charakter verbarg. Stundenlang konnte man mit ihm über Bilder, über Fotojournalismus, dessen heute oft verklärte „goldene Zeiten“ er miterlebt hatte, vor allem aber über sein eigenes Werk sprechen. Ulrich Mack war vieles: engagierter Bildjournalist, leidenschaftlicher Hochschullehrer, empathischer Porträt- und Landschaftsfotograf und Geschichtenerzähler. Zuhören konnte er aber auch.

Als sechstes von neun Kindern wurde Mack am 19. Juli 1934 in Glasehausen (Thüringen) geboren, bis zur Flucht nach Niedersachsen wuchs er im westpreußischen Thorn auf. Sein erstes Geld verdiente er von 1953 bis 1955 als Bergmann im Ruhrgebiet, bevor er 1956 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg ein Studium begann. Die grafische Gestaltungskraft, das Gespür für die spannende Form und die vollendete Ausnutzung der gesamten Bildfläche sollten typische Merkmale der Fotografie werden, für die er sich schließlich entschied.

Seinen Berufseinstieg hatte Mack in der Redaktion des in München erscheinenden Magazins Quick. Mit raschem Erfolg wuchs auch die Kameraausrüstung stetig, nicht weniger als sechs Leicas legte er sich bereits in seinen Anfängerjahren zu. Ein erster Höhepunkt der Karriere war seine Reportage über den Kennedy-Besuch in Deutschland im Juni 1963. Seinen internationalen Durchbruch erzielte Mack mit einer spektakulären Reportage über Wildpferde in Afrika: Sie wurde mehrfach publiziert – unter anderem im legendären Magazin Twen. 1964 erhielt er hierfür den renommierten World Press Photo Award – und das gleich in vier Kategorien. Dabei waren nicht nur die Aufnahmen selbst lebensgefährlich, sondern auch die gesamte Entstehungsgeschichte erzählt vom Mut, der Chuzpe, aber auch dem nötigen Quäntchen Fortune, die viele seiner Geschichten erst ermöglichten.

1967 wechselte er in die Stern-Redaktion nach Hamburg und wurde Teil der Riege der wichtigsten Bildreporter in Deutschland. Ab 1973 war er als freier Fotograf tätig und ging ein Jahr später als Lehrer an die Fachhochschule Dortmund, wobei Hamburg das Zentrum seiner Familie blieb. Seine Professur für Visuelle Kommunikation behielt er bis zur Pensionierung 1999. Geprägt hat er Generationen von Studierenden, auch als Initiator der Sommerakademie in der französischen Abbaye du Gard bei Amiens und als Gastprofessor in Boston.

Immer wichtiger sollten für ihn Langzeitprojekte werden, so über die Insel Pellworm, über die Menschen am Holm, einem Fischerviertel von Schleswig, oder ruhige Landschaftsserien, die er in zahlreichen Bildbänden veröffentlichte. Die Zyklen Stille, Weite, Ferne in Farbe sowie Zen in Schwarzweiß bilden in ihrer sensiblen Wahrnehmung und bildnerischen Konsequenz von Landschaft ein wirkungsvolles Gegenstück zu den Reportagearbeiten im Gesamtwerk.
Am 1. April ist Mack nun nach langer Krankheit gestorben. Sein kritischer Blick, seine aufmerksamen Kommentare werden fehlen. Das reiche, vielschichtige Werk wird auch weiterhin überraschende Entdeckungen bieten.
Ulrich Rüter

LFI 3.2013+-

Eine Bildstrecke von Mack über Kennedy in Deutschland finden Sie im LFI Magazin 3.2013. Mehr

LFI 5.2014+-

Das Leica Klassiker-Portfolio über Ulrich Mack gibt es im LFI Magazin 5.2014 zu sehen. Mehr

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