Mit Blickkontakt
Mit Blickkontakt
8. Mai 2024
© Walter Schels, Schimpanse, 1992
Bekannt wurde Schels mit Charakterstudien von Prominenten wie Andy Warhol, Joseph Beuys oder Angela Merkel. Immer vor weißem oder schwarzem Studiohintergrund, ohne Lächeln, mit direktem Blick in die Kamera. „Dass er eine am Menschenbild entwickelte Konvention der Darstellung einfach auf die Tierfotografie übertrug, ist eine Provokation“, sagt der Fotohistoriker Klaus Honnef über Schels‘ Tierporträts. Beim Betrachter erwecken sie, vom Fotografen durchaus gewollt, das Gefühl, mit dem Tier – ganz gleich ob Schaf, Bär, Frosch oder Kaninchen – in einen gleichwertigen Dialog zu treten. Der Blickkontakt, sagt Schels, sei für ihn bei menschlichen und tierischen Sujets der Zugang zum Wesenskern seines Gegenübers und damit „der Schlüssel zu einem guten Porträt“. Doch weil man Tiere nicht anweisen könne, in die Kamera zu schauen, sei ein Tierporträt „Glückssache“.
Bei noir blanche sind neben Schels‘ Tierporträts auch experimentelle Serien zu sehen, die der Fotograf seit den Siebzigerjahren konsequent aus „missglückten“ Aufnahmen generiert: Doppelbelichtungen, Schnappschüsse sowie Bilder einer Serie, die Schels 1976 mit einer kleinen Plastikkamera zum Zusammenstecken im verschneiten Englischen Garten in München fotografierte. Die Kamera lag der Kinderzeitschrift „YPS“ als Gimmick bei; die Redaktion hatte Schels als Testfotografen ausgewählt. Auch eine Glückssache.
© Walter Schels, Schimpanse, 1992
© Walter Schels, Doberman, 1990
© Walter Schels, Katze, 1994
© Walter Schels, Königspython1, 2000
© Walter Schels, Transformation: Schwarze Katze, Doppelbelichtung, 1992