Buchtipp: Vanishing Cuba

Michael Chinnici

29. April 2022

Ein neuer prächtiger Bildband erkundet die visuelle Vielfalt Kubas.
Kuba: Die Karibikinsel gehört sicherlich zu den weltweit häufig fotografierten Orten. Das Licht, die Farben, die Menschen, das Leben auf den Straßen: Jeder Moment scheint sich für eine Aufnahme anzubieten. Einer, der Kuba besonders intensiv und immer wieder durch die Kameraperspektive entdeckt und dokumentiert hat, ist der amerikanische Fotograf Michael Chinnici.

Sein prächtiger Bildband schöpft aus der Fülle von Geschichten, Erlebnissen und Begegnungen, die er auf über 20 Reisen in den letzten Jahren zusammengetragen hat. Natürlich hat auch der in New York lebende Fotograf versucht, die „Seele Kubas“ in Bildern einzufangen. Und es ist ihm vortrefflich gelungen! Die über 300 Fotografien des aufwendig gestalteten Bildbandes lassen den Betrachter in die visuelle Fülle des Landes eintauchen, an den vielen Erlebnissen und Begegnungen teilhaben. Hinter der vordergründigen Farbfröhlichkeit der Insel zeigt die Auswahl aus Zehntausenden von Aufnahmen darüber hinaus durchaus nachdenklich stimmende Motive, ebenso wie emotionale Geschichten, dokumentiert die Veränderungen, denen sich Kuba gegenübersieht, während es versucht, sich aus mehr als 60 Jahren Isolation und Verfall heraus zu entwickeln. Chinnici beherrscht das Repertoire bekannter Destinationen der Insel, hat aber die üblichen touristischen Wege immer wieder verlassen, war im Landesinneren unterwegs, und es gelingt ihm somit, auch bisher kaum gesehene Aspekte des Landes einzubeziehen.

Trotz aller Bedenken waren 2013 bei seinem ersten Besuch auf der Insel nur zwei Tage in Havanna nötig, bevor er sich komplett in Kuba und die Kubaner verliebte, erinnert sich der Fotograf in seinem Vorwort: „Alle Ängste und Bedenken, die ich hatte, lösten sich in dieser wunderschönen und gastfreundlichen Kultur in Luft auf. Die Cubanos (wie sie genannt werden) empfingen mich mit offenen Armen.“ Diese Nähe zeigt sich insbesondere in den Porträts, die neben Landschafts- und Straßenfotografien zu den intensivsten Motiven des Buchs zählen.

Der Bildband gliedert sich in zwölf Kapitel, die in ihren Titeln bereits die wichtigsten Merkmale des Lebens in Kuba benennen (Soul, Hope, Passion, Kindness, Excellence, Sacrifice, Resilience, Struggle, Pride, Chance, Closing, A Day in Life). Den Titel des Buchs wählte Chinnici aus eigner Anschauung, denn er ist überzeugt: „Kuba, wie wir es kennen, wird verschwinden. Es geht nicht darum, ob es sich ändern wird oder nicht. Es ist eher die Frage, wann es sich ändern wird. Und so verlockend das für Touristen und Fotografen wie mich auch sein mag, Kuba muss einen Weg finden, sich weiterzuentwickeln, zu wachsen und seinem Elend zu entkommen, ohne die Seele aufzugeben, die es zu einem so besonderen Ort macht.“

Vanishing Cuba ist der erste Bildband des renommierten Dokumentarfotografen. Die hochwertige Druckqualität war ihm besonders wichtig. So sind die Farbaufnahmen mit einem Sieben-Farben-Spectra-System und die Schwarzweißbilder des Buches mit einem Drei-Schwarz-TriTon-System gedruckt. Die Bilder haben daher alle eine enorme Tiefe, wobei die Farbgebung bei manchen der Motive durchaus gewöhnungsbedürftig ist und Puristen zu weit gehen dürfte. Für den Fotografen gilt allerdings allein sein subjektiver Blick, und daher gehört das verzaubernde Licht- und Farbspiel Kubas einfach dazu, um die einzigartige Atmosphäre zu beschreiben: Viva Cuba! (Ulrich Rüter)

Michael Chinnici: Vanishing Cuba
Mit Texten von Leonor Anthony, Rocío Montes Serrano und Michael Chinnici.
348 Seiten, 300 Farb- und Schwarzweißabb. (Zehnfarb-Offsetprinttechnik)
30,5 × 33 cm, Englisch/Spanisch
Red Octopus Publishing

Der Bildband ist in einer „Silver Edition“, einer „Deluxe Edition“ sowie in der „Reserve Edition“ –einer limitierten Sammlerausgabe – lieferbar.

Alle Bilder auf dieser Seite: © Michael Chinnici
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Michael Chinnici+-

ist ein in New York lebender Fotograf, Autor, Creative Director und Designer. Bereits als Jugendlicher entdeckte er die Fotografie. Die ersten 25 Jahre seiner Karriere war er in den Bereichen Marketing und Design tätig und leitete seine eigene New Yorker Werbeagentur, Chinnici Direct, als CEO und Executive Creative Director. 1995 war er Mitbegründer von Icon Digital, dem ersten digitalen Fotostudio in New York.
Chinnici ist spezialisiert auf Dokumentarfotografie, einschließlich visuellem Storytelling, Umweltporträts und Menschen. Und er ist der Gründer und Geschäftsführer von Photo Workshop Adventures, einem Unternehmen für Fotoworkshops und -reisen. Mehr

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