Mannis Welt

Jürgen Schmittdiel

11. Juni 2024

Manni ist einzigartig – das ist auch der Grund, weshalb der Fotograf seine Welt seit drei Jahren dokumentiert. Die Serie, die mit der Leica CL entstanden ist, vermittelt ein sensibles, aufschlussreiches Porträt eines wahren Lebenskünstlers.
LFI: Wie sieht die Welt von Manni aus – und was macht sie so besonders?
Jürgen Schmittdiel: Manni selbst ist schon ein Original, ein Mensch, der sehr naturverbunden lebt und vieles aus der guten alten Zeit sammelt und bewahrt. Er liebt seine Tiere und alles, was mit dem Wilden Westen zu tun hat. Und genau so sieht auch seine Welt aus: ein alter ländlicher Hof mit Kopfsteinpflaster im Eingangsbereich, mit Gegenständen und Accessoires aus einer längst vergangenen Zeit, einem Western-Saloon mit vielen Wild-West-Gegenständen, einem rustikalen Backhaus mit offenem Kaminfeuer, mit einer Metzgerecke und einer Sattlerwerkstatt im Keller. Auf dem Hof leben Tiere wie Pferde und Esel, Hühner und Hasen und natürlich auch Katzen und Hofhunde. In einer Welt, die immer hektischer wird und zeitweise auf dem Kopf zu stehen scheint, ist sein Hof wie ein kleiner Zufluchtsort, an dem man sich wohl- und angekommen fühlt – und das macht Mannis Welt für mich zu etwas Besonderem.

Wann haben Sie mit dem Projekt begonnen, und was hat sich seitdem verändert?
Die ersten Bilder entstanden im Oktober 2020; ich war wieder einmal unterwegs auf Feld und Flur, um Landschafts- und Makroaufnahmen zu machen, als sich aus der Ferne ein alter weißer Landrover näherte. Ein älterer Mann mit Hut und Zigarillo im Mund fuhr zur Weide, um dort seine Hochlandrinder mit Äpfeln zu füttern. Bis dahin hatte ich mit Porträtfotografie nicht viel am Hut, aber dieses Charaktergesicht mochte ich doch gern ablichten. Ich fasste also den Mut, ihn anzusprechen und bat ihn um ein Porträtfoto. Im weiteren Gespräch erzählte er mir von seinem Hof und dass ich zum Fotografieren auch einmal dort hinkommen dürfe. Und so lasse ich mich seit über drei Jahren immer wieder neu überraschen von Mannis Welt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint und sich bis auf Kleinigkeiten, die hier und dort hinzukommen, nicht viel verändert. Es sind vielmehr die Jahreszeiten, die alles immer wieder in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Wie gehen Sie beim Fotografieren vor? Worin liegt die Entscheidung für ein Bild?
Mannis Welt bietet so viele Motive und Möglichkeiten, dass man dort nicht wirklich mit einer Absicht oder einem fotografischen Ziel im Kopf zu arbeiten beginnt. Vielmehr scheinen die Motive mich zu finden. Man streift so umher, lässt sich inspirieren, und dann sagt mir meist mein Herz, wann der rechte Zeitpunkt für ein Foto ist. Ein Beispiel: Manni führte mich auf dem Hof herum und wollte gern, dass ich seinen Garten von hoch oben aus dem Scheunenfenster fotografiere, was leider nicht so gut funktionierte. Während wir uns oben in der Scheune unterhielten, fiel jedoch ein Lichtstrahl auf Mannis Gesicht, und da war plötzlich das Gefühl, dass dies der richtige Zeitpunkt für ein tolles Porträt wäre – also ein ganz anderes Foto, als das, was geplant war. Es ist daher wie so oft eine Mischung aus Glück oder Zufall, dem Blick für das Besondere und der erlernten Technik, die ein gutes Foto entstehen lassen.
Katja Hübner
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Jürgen Schmittdiel
EQUIPMENT: Leica CL mit Super-Vario-Elmar-TL 1:3.5-4.5/17-35 Asph (KB)

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© Jürgen Schmittdiel

Geboren 1966 in Ziegenhain, Hessen, Deutschland, begann er seine wahre Beschäftigung mit der Fotografie erst 2017, als er sich eine Leica zulegte. Seitdem fotografiert er fast täglich die unterschiedlichsten Themenbereiche. Besonders in den Sommermonaten widmet er sich intensiv der Makrofotografie und ist stundenlang in der Natur unterwegs. Seine Fotoprojekte wie Alte Feldscheunen oder Märchenhafte Bäume und Wälder erzählen davon. Mehr

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