Minenarbeiter in Afghanistan
Minenarbeiter in Afghanistan
Jim Huylebroek
11. April 2023
LFI: Sie leben seit einigen Jahren in Afghanistan, wie kam es dazu?
Jim Huylebroek: Ich bin nach Afghanistan gezogen, als ich in meinem letzten Jahr der Fotografieausbildung war. Ich musste noch ein paar Leistungsnachweise erbringen, aber zu diesem Zeitpunkt war ich schon sehr begierig darauf, meine professionelle fotografische Reise zu beginnen. Als Kind war ich fasziniert von den Bildern aus den Bergen Afghanistans, die in den Nachrichten in der Zeit nach dem Fall der Twin Towers gezeigt wurden. Als die Taliban 2021 in Kabul einmarschierten, hatte ich schon mehr als sechs Jahre dort gelebt.
Wie ist das Thema der Minenarbeiter in Ihren Fokus geraten?
Die Geschichte des Bergbaus stand schon sehr lange auf meiner Liste der Dinge, die ich unbedingt fotografieren wollte. Meiner Meinung nach handelt es sich bei den Bergen um eine der faszinierendsten Gegenden Afghanistans, und darüber hinaus war es aufgrund von Unsicherheit, politischen Problemen usw. immer sehr schwierig, Zugang zu diesen Orten zu bekommen. Nachdem die Taliban an die Macht kamen, strömten die Menschen, die verzweifelt nach Arbeit suchten, in die Minen. Für mich war das ein großartiger Schauplatz, um die Geschichte des wirtschaftlichen Zusammenbruchs zu erzählen.
Wie ist die Situation der Bergleute; was wollten Sie mit Ihren Bildern zeigen?
Die Situation in den Minen ist ganz offensichtlich katastrophal. Die Leute arbeiten unter sehr schlechten Bedingungen und nehmen kaum Rücksicht auf Sicherheitsvorkehrungen. Es ist ganz klar, dass diejenigen, die dort arbeiten, kaum andere Möglichkeiten hatten. Aber was wirklich auffällt, ist, dass ein großer Teil der Arbeitskräfte Kinder sind. Die Bergwerksschächte sind sehr eng und schwer zu befahren, sodass die Kinder den Großteil der Kohle transportieren. Als ich dort war, empfand ich Mitleid und Wut. Wie unglücklich sind diese Kinder – etwa sieben, acht Jahre alt – dort geboren zu werden, wo sie geboren wurden, und den größten Teil ihres Tages in einem dunklen, verschmutzten Kohlebergwerksschacht zu verbringen, wo sie harte körperliche Arbeit unter großem Risiko und mit sehr wenig Lohn verrichten? Aber entgegen meiner Einschätzung haben sie sich nicht beschwert und waren enthusiastisch. Sie freuten sich, dass Ausländer sie besuchen und mit ihnen reden wollten. Wir haben geplaudert und gelacht, und ich habe Fotos gemacht. Und man denkt: „Ich muss ihrer Geschichte wirklich gerecht werden und sie der Welt zeigen.“ Aber leider hat sich für sie in der Zwischenzeit nicht viel geändert.
Sie haben für die Serie die Leica SL2 verwendet, wie waren Ihre Erfahrungen damit?
Wenn man die Leica SL2 benutzt, merkt man sofort die Verarbeitungsqualität. Sie fühlt sich im Vergleich zu anderen Kameras viel solider an. Die Materialien, das Metallgehäuse, alles ist einfach perfekt. Es ist keine leichte Kamera, aber mir ist die Robustheit und die Langlebigkeit viel lieber. In meinem Beruf bin ich oft in extremen Umgebungen unterwegs, und ich hatte das Gefühl, dass die SL2 das jeden Tag aufs Neue gut aushält.
Jim Huylebroek+-
Der freiberufliche Fotograf aus Antwerpen, Belgien, zog im Jahr 2015 nach Kabul, Afghanistan. Im Sommer 2021 war er dabei, als die Taliban in die afghanische Hauptstadt einmarschierten und die letzten US-Truppen abzogen. Huylebroek gehörte zu dem Team der New York Times, das 2022 den Pulitzer-Preis für internationale Berichterstattung für seine Untersuchung der zivilen Opfer von US-Luftangriffen erhielt. Er hat in Afghanistan, dem Irak, dem Iran, der Türkei, Nigeria, Mali, Burkina Faso, Äthiopien, Somalia, dem Südsudan, der Ukraine, Moldawien und auf dem Balkan gearbeitet. Mehr