Leica Hall of Fame

Herlinde Koelbl

11. Oktober 2024

Ausgezeichnet: Die deutsche Fotografin wurde am 10. Oktober 2024 in Wetzlar mit dem Leica Hall of Fame Award geehrt.
„Ich habe den Menschen in seiner ganzen Vielfältigkeit fotografiert und vieles von der Welt erst durch meine Kamera kennengelernt“ sagt Herlinde Koelbl, die in diesem Jahr im Rahmen der diesjährigen Celebration of Photography mit dem Leica Hall of Fame Award ausgezeichnet wurde: „Ich freue mich, dass durch diese Ehrung nun auch das Werkzeug, meine Leica, mit der viele meiner Bilder entstanden sind, sichtbar wird.“

Koelbl erläuterte nicht nur während der Pressekonferenz am Tag der Preisverleihung ihr spannendes Werk, sondern hatte es auch schon am Abend zuvor in einem unterhaltsamen Vortrag vorgestellt.

Das in den letzten fünf Jahrzehnten entstandene Werk ist äußerst vielschichtig. Ihren Themen widmet sich die Fotografin stets intensiv und veröffentlicht ihre Langzeitstudien zumeist in Buchform, begleitet von umfangreichen Ausstellungen. Schon ihr erster Bildband, Das Deutsche Wohnzimmer von 1980, angelegt als soziologische Studie, war ein großer Erfolg. Die Verbindung von dokumentarischen Bildern mit persönlichen Statements der Abgebildeten sollte ein Markenzeichen der Fotografin werden. Viel beachtet war das beeindruckende und über Jahre verfolgte Projekt Jüdische Porträts, erstmals 1989 publiziert, bei dem die direkten Schwarzweißaufnahmen durch lange Zeitzeugeninterviews ergänzt werden und eine bewegende Auseinandersetzung mit der deutschen Zeitgeschichte liefern.
 
Ob Feine Leute, Kleider machen Leute, Schlafzimmer, Haare, Spuren der Macht, Künstlerporträts und Schriftstellerhände oder Metamorphosen – um nur einige der Projekte zu nennen, die in der aktuellen Ausstellung jeweils in einer Auswahl präsentiert werden – immer wieder ist es Koelbl auf faszinierende Weise gelungen, ihre thematisch und stilistisch höchst unterschiedlichen und ambitionierten Langzeitprojekte für ein großes Publikum zu erarbeiten und dieses dabei auch für gesellschaftspolitische Fragen zu sensibilisieren.
 
Noch bis zum 19. Januar 2025 gibt die Ausstellung in der Leica Galerie Wetzlar mit rund 50 Arbeiten aus zehn Serien erkenntnisreiche Einblicke in das reiche Lebenswerk der Fotografin. Das in diesem Jahr ausgewählte Leica Picture of the Year entstammt der Serie der Metamorphosen.
 
Die Ausgabe 8/2024 der LFI ehrt die Fotografin anlässlich des Leica Hall of Fame Award mit einem Portfolio. In der Reihe der Leica Klassiker wurde sie bereits in der LFI 8/2019 vorgestellt.
Ulrich Rüter
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Herlinde Koelbl

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10 Portrait Herlinde Koelbl ©Johannes Rodach
© Johannes Rodach

Herlinde Koelbl wurde am 31. Oktober 1939 in Lindau geboren. Nach einem Modestudium entdeckte sie ab Mitte der 1970er-Jahre die Fotografie als ihr kreatives Ausdrucksmedium. In der Folgezeit begann sie neben Auftragsarbeiten für Magazine eine enorm produktive Veröffentlichungsreihe von selbstgestellten fotografischen Langzeitprojekten, die oft von Interviews begleitet wurden. Aus einigen Projekten resultierten auch Dokumentarfilme. Ihre einfühlsamen und oft philosophischen Interviews erschienen regelmäßig im ZEITmagazin. Im Kleinbildbereich arbeitet sie vor allem mit Leica Kameras, im Mittelformat auch mit einer Hasselblad Kamera. Koelbl hat mehr als 20 Bildbände veröffentlicht und wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit der Medal of Excellence (1987), dem Dr. Erich Salomon-Preis der DGPh (2001), dem Bundesverdienstkreuz am Bande (2009), dem Bayerischen Verdienstorden (2013) und dem Leica Hall of Fame (2024). Sie lebt und arbeitet in Neuried bei München. Mehr

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