Behind the Scenes: Durch den Darién Gap

Federico Rios Escobar

2. Juni 2023

Der kolumbianische Fotograf erzählt von seiner Arbeit auf einer der gefährlichsten Flüchtlingsrouten der Welt.
Mehrere Tage lang begleitete der Fotojournalist Federico Rios Escobar Geflüchtete durch den dichten Dschungel von Panama auf einer der gefährlichsten Flüchtlingsrouten der Welt. Hier berichtet er, wie er sich auf diese Reise vorbereitet hat und erzählt, worauf man besonders achten sollte, wenn man ein solch sensibles Thema fotografisch dokumentiert.

LFI: Worin liegen die Gefahren bei der Überquerung des Darién Gaps?
Federico Rios Escobar:
Der Darién Gap ist ein gefährlicher Dschungelabschnitt, der Kolumbien und Panamá verbindet. Wenn man nicht fliegen kann, weil man nicht die richtigen Dokumente hat, ist das die einzige Möglichkeit, von Südamerika nach Mittelamerika zu gelangen. Es gibt Raubüberfälle, sexuelle Übergriffe, Morde und Gewalt. Wir haben Leichen am Wegesrand gesehen. Ein Migrant kann nichts tun, um sich zu schützen – er muss seinem Instinkt vertrauen und weitergehen. Es ist absolut gar nicht sicher dort, aber für sie ist die Situation zu Hause so schlimm, dass sich das Risiko lohnt.

Wie haben Sie sich auf Ihre Reise vorbereitet?
Man sollte nichts mitnehmen, was nicht unbedingt notwendig ist – aber auch nichts zurücklassen, was man noch gebrauchen könnte. Die Vorbereitung war sowohl physischer als auch psychischer Natur – es ist nicht einfach, die Menschen leiden zu sehen, es ist nicht einfach, Sterbende oder Leichen am Wegesrand zu sehen … Wir mussten alles mitnehmen, was wir brauchen würden, um im Wald zu schlafen und uns zu ernähren, aber gleichzeitig so leicht wie möglich reisen. Alles, was die Geflüchteten zurückgelassen haben, werden Erinnerungen sein, die sie nie wieder sehen werden. Aber alles, was sie bei sich tragen, wird auf ihrem Rücken lasten und während der Reise Platz in ihren Rucksäcken beanspruchen. Was würdest du mitnehmen, wenn du dein Zuhause verlassen müsstest und nie wieder zurückkehren könntest?

Welchen Rat würden Sie anderen Fotografinnen und Fotografen geben, die ähnlich gelagerte soziale Themen dokumentieren wollen?
Ziehen Sie bequeme Schuhe an, schnappen Sie sich Ihre Kamera und gehen Sie so lange wie möglich an den Ort Ihrer Wahl. Wenn Sie dort sind, schütteln Sie ein paar Hände, verbringen Sie Zeit damit, die Motive nicht nur zu fotografieren, sondern auch zu versuchen, etwas über ihre Geschichte in Erfahrung zu bringen und dann hart daran zu arbeiten, diese Geschichte zu erzählen. Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wird es schwieriger werden, als Fotograf soziale Themen zu dokumentieren, denn Ihr wichtigster Wert wird Vertrauen sein. Arbeiten Sie also an diesem Vertrauen von allen Seiten: Ihre Redaktion, Ihre Kolleginnen und Kollegen, Ihr Publikum und die Personen, die Sie fotografieren. Wenn die Leute Ihren Fotos vertrauen, haben Sie den größten Preis gewonnen.
Danilo Rößger
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Federico Rios Escobar
EQUIPMENT: Leica M10 mit Summilux-M 1:1.4/50 Asph

LFI 4.2023+-

Mehr Bilder von seiner Reise durch den Darién Gap finden Sie im LFI Magazin 4.2023. Mehr

Federico Rios Escobar+-

Fede Rios
Photo: Charlie Cordero

Seit über zehn Jahren arbeitet Federico Rios Escobar, geboren in Kolumbien, als Fotojournalist in Lateinamerika. Sein Schwerpunkt liegt auf sozialen Themen. 2012 erschien sein Fotobuch The Path of the Condor und 2013 Fiestas de San Pacho, Quibdo. 2014 nahm er am Eddie Adams Workshop in New York teil. Für das Instagram-Projekt @everydaymacondo postet er regelmäßig Bilder aus Kolumbien. Mehr

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