CutUp

Fabian Oefner

5. Januar 2021

Mit seinen Arbeiten fordert der Schweizer Künstler immer wieder aufs Neue die eigenen Sehgewohnheiten heraus. In seinem aktuellsten Projekt inszeniert er mit enormer Präzision Skulpturen des Zerfalls.
In seiner Serie Disintegrating zeigte der Schweizer Künstler Fabian Oefner bereits artifizielle Momentaufnahmen zerfallender Autos – nun hat er sich die Fototechnik vorgenommen, um die Poesie der Destruktion darzustellen. Mit großer Präzision zersägt er Kameras und fügt sie zu neuen Kompositionen zusammen, die er im Anschluss in einer Harz-Schicht für die Ewigkeit konserviert.

LFI: Herr Oefner, welche Rolle spielt Fotografie in Ihrem Leben?
Fabian Oefner: Fotografie ist für mich ein wunderbares Hilfsmittel, um meine Kunst festzuhalten. In Arbeiten wie Disintegrating oder Glacier Timelines verwende ich sie, um Veränderungen oder den vermeintlichen Stillstand darzustellen. In den CutUp-Skulpturen inszeniere ich die Kamera als eigentliches Werkzeug der Fotografie so, dass sie selbst zur Kunst wird.

Ihre Werke fordern die Sehgewohnheiten des Betrachters immer wieder aufs Neue heraus. Woher nehmen Sie die Inspirationen für Ihre Kunst?
Mein Studio ist ein 500-Quadratmeter Labor, gefüllt mit Büchern zu unterschiedlichen wissenschaftlichen Themen. Zudem stehen dort jede Menge Versuchsanordnungen, etwa eine Vakuumkammer, um das Nordlicht zu simulieren, oder 10.000-Volt-Transformatoren zum Zeichnen mit Strom, um nur zwei zu nennen. Eine Werkstatt für Holz-, Metall-, Glas- und Kunststoffbearbeitung gehört ebenfalls dazu. In diesem kreativen Umfeld entstehen immer wieder neue Ideen und Ansätze für meine Kunst.

Welche Leica-Kameras haben Sie konkret bearbeitet?
Für die Weiterentwicklung des CutUp-Projekts mit dem Namen Heisenberg habe ich eine Leica M6 verwendet. Dahinter steckt eine schöne Geschichte: Ein Sammler, der sich für die CutUp-Serie begeistert, hat mir seine M6 angeboten. Er hatte die Kamera vor vielen Jahren gekauft, sie hat ihn nah und fern auf Reisen treu begleitet. In den letzten Jahren kam sie jedoch nicht mehr zum Einsatz und war in einer Schublade verschwunden. Durch meine Arbeit mit der Kamera ist sie nun wieder ein prominentes Objekt in der Sammlung und bereitet dem Besitzer erneut viel Freude – nicht mehr als Werkzeug, sondern als Kunstobjekt.
Danilo Rößger
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Fabian Oefner © Studio Oefner
© Studio Oefner

Fabian Oefners (geb. 1984) Werke bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Zeit, Raum, Fiktion und Realität. Inspiriert von Wissenschaft ist seine künstlerische Herangehensweise höchst methodisch und gleichzeitig spielerisch. Er erschafft sorgfältig orchestrierte Werke, die er bis ins kleinste Detail geplant hat, aber auch Arbeiten, die stark vom Zufall beeinflusst sind. Sie sind weltweit Teil zahlreicher öffentlicher und privater Sammlungen. Über seine Werke haben unter anderem „Der Spiegel“, „National Geographic“ und die „New York Times“ berichtet. Derzeit lebt und arbeitet Oefner in New York. Mehr

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