Fairies

Kathrin Linkersdorff

21. September 2021

Die Fotokünstlerin Kathrin Linkersdorff überträgt das ästhetische Konzept Wabi-Sabi aus Japan in ihre Fotografie. Das Ergebnis sind Bilder von berückender Schönheit.
Vor etwa zehn Jahren fotografierte Kathrin Linkersdorff erstmals Blüten in Serie, zur wissenschaftlichen Dokumentation. Darauf aufbauend, erweiterte sie das Unterfangen Schritt für Schritt zu ihrer heutigen Kunstform. Der entscheidende Impuls dazu kam aus der japanischen Philosophie des Wabi-Sabi, einer Betrachtungsweise der Kunst, die das Unvollkommene ehrt. Mit ihrer S3 übersetzt sie dieses Konzept in ihre poetischen Serien Fairies I–V. Hier berichtet sie davon, welche aufwendigen Prozeduren für ihre bedachten Arrangements nötig sind und wie sie den idealen Moment zwischen Sein und Vergehen findet.

LFI: Was steckt hinter dem hohen künstlerischen Niveau ihrer Bilder?
Kathrin Linkersdorff: Ich erzeuge mit den Makroaufnahmen einen eigenen Mikrokosmos. Mir geht es eigentlich nicht um die Tulpen, sondern um die Strukturen, die unter der Oberfläche liegen, um das Wesen eines Organismus. Meine Bilder sind extrem. Sie basieren auf sehr aufwendigen Prozessen, von der Vorbereitung über die Qualität der Blüten und der Pflanzentinten, die ich selbst herstelle, und das Arrangieren des fotografischen Settings bis hin zum fertigen Print.

Verraten Sie uns etwas über Ihre Techniken?
Ich bewahre die Blüten zum Schutz vor UV-Licht in größtmöglicher Dunkelheit auf und beobachte, drehe und entstaube sie in Testreihen beim Trocknungsprozess; dieser kann von Tagen bis zu mehreren Wochen dauern. Die Blüten sind alle verschieden und einzigartig, jede hat ihren eigenen Charakter, selbst wenn es dieselbe Sorte ist – Blumen sind sehr kostbar, und die Auswahl an geeigneten Blüten ist gering. Darüber hinaus gehen nahezu 80 Prozent der Blüten allein schon durch die Oberflächenspannung der Flüssigkeit beim Eintauchen kaputt.
Es gibt immer nur einen richtigen, nämlich den perfekten Moment, um eine Aufnahme zu machen. Ist ein Motiv fertig, beginnt ein ähnlich komplexer Prozess beim Printen. Dieser hohe Aufwand wird von den Betrachtern wahrgenommen.

Was ist beim Fotografieren zu beachten?
Luftblasen sind unbedingt zu vermeiden, sie beeinflussen den Fokus der Kamera. Das erzeugt Unschärfen an Stellen, die ich dort nicht haben möchte. Die Schärfentiefe ist ohnehin sehr gering. Die aus den Blüten extrahierten Farbstoffe füge ich in den letzten beiden Fairies-Serien wieder hinzu, und manchmal bilden diese Pigmente Formen, die von den Blütenblättern kaum zu unterscheiden sind. Das ist ein Prozess, den ich nicht kontrollieren kann. Ich arbeite mit Tageslicht, das durch Reflektoren gezielt gelenkt wird. Bei manchen Aufnahmen verwende ich auch einen schwarzen Hintergrund, der die Motive noch einmal ganz anders wirken lässt.

Inwiefern hat die Leica S3 Sie bei Ihrer Arbeit unterstützt?
Die Leica S3 ist mein bevorzugtes Werkzeug, wegen der unglaublichen Detailtreue und Schärfe bis in die kleinste Zelle. In meine Bilder kann man fast eintauchen. Viele stehen nicht mit Abstand vor den 153 × 153 cm großen Werken, sondern gehen ganz nah heran, um den Kosmos in den Bildern Millimeter für Millimeter zu entdecken.

Mehr über Ihre Fairies I-V-Serie finden Sie im LFI Magazin 7/2021.
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Kathrin Linkersdorff
EQUIPMENT: Leica S3 mit Apo-Macro-Summarit-S 1:2.5/120

Kathrin Linkersdorff+-

Porträt_Linkersdorff (c) Alex Schwander
© Alex Schwander

Geboren 1966 in Ostberlin. Nach ihrem Architekturstudium an der Technischen Universität Cottbus arbeitete sie von 1990 bis 2012 in ihrem Beruf in Tokio, Berlin und Düsseldorf, bevor sie sich ganz der Fotografie widmete. Ihre Arbeiten wurden im Inland und Ausland gezeigt, darunter großformatig in Outdoorausstellungen in Berlin und Erfurt. Kürzlich erschien ihr erstes Buch mit dem Titel Fairies bei Hartmann Books. Mehr

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