Nachruf: Yan Morvan

25. September 2024

Der französische Bildjournalist und Kriegsreporter ist mit 70 Jahren verstorben.
Seine erste veröffentlichte Aufnahme erschien 1974 in der Tageszeitung Libération, vor genau 50 Jahren. Morvan zählt heute zu den einflussreichsten französischen Reportagefotografen – fünf Jahrzehnte war er mit seinen Leica Kameras immer direkt im Geschehen. Und er ließ nichts aus, brachte sich immer wieder in Lebensgefahr. Nicht nur als Reporter in den verschiedensten Kriegs- und Krisengebieten – er berichtete aus dem Libanonkrieg, dem Nordirlandkonflikt, dem Irakkrieg oder bis zuletzt aus der Ukraine und Israel –, sondern auch bei seinen Recherchen an den Rändern der Gesellschaft, seinen Serien über kriminelle Gangs und Rockerbanden. Mehrfach wurde er schwer verletzt, wurde verhaftet, entführt, gefoltert. Ein rastloses Leben auf der Überholspur. „Er war eine beeindruckende Persönlichkeit, ein unglaublicher Provokateur, ein gelehrter Ästhet und vor allem ein außergewöhnlicher und leidenschaftlicher Fotograf“, so die präzise Beschreibung im Nachruf von Jean-Jacques Naudet in seinem Online-Journal L’Œil de la photographie. „Alle Themen reizten ihn, vor allem die gefährlichsten und finstersten, die ihn manchmal an den Rand der Katastrophe brachten.“

Der Fotograf hinterlässt ein riesiges, vielschichtiges Lebenswerk, über Kriege und deren Opfer, französische Vorstädte, Motorradgangs, Skinheads, Punks, Sexarbeiter, aber auch bei der Hochzeitszeremonie von Lady Di und Prinz Charles war er im Juli 1981 in London dabei. Hier entstand selbstverständlich keine Hofberichterstattung, sondern sein kritischer Blick richtete sich vor allem auf das Umfeld der Feierlichkeiten. Mehrfach wurde er für seine Arbeiten ausgezeichnet: mit dem Robert Capa Award, mit zwei World Press Photo Awards. Mehr als 20 Bildbände veröffentlichte er. Um allerdings die gesamte Breite seines Archivs abzubilden, begann er vor drei Jahren, in Kooperation mit einem Pariser Verlag regelmäßig in Kleinauflagen themenbezogene Publikationen herauszugeben. „Er war besessen von Bildern und er liebte es, veröffentlicht zu werden“, sagt Naudet, „und wenn das nicht der Fall war, veröffentlichte er seine Bilder selbst.“

Am 20. September 2024 ist Yan Morvan an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben.
Ulrich Rüter
Alle Bilder auf dieser Seite bis auf das erste: © Yan Morvan

Yan Morvan im Leica Blog und LFI Magazin+-

In den letzten Jahren zeigten das LFI Magazin und der Leica Camera Blog mehrfach Einblicke in seine Arbeit: Gangs of Paris; Bangkok.

Sein Portfolio Blousons Noirs finden Sie im LFI Magazin 3.2018. Mehr

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