Nachruf: Peter Magubane

23. Januar 2024

Der südafrikanische Fotograf und Anti-Apartheid-Aktivist ist am 1. Januar mit 91 Jahren verstorben. Er gilt als einer der bedeutendsten Bildjournalisten Südafrikas und wurde vielfach international ausgezeichnet.
Als Peter Magubane 1955 zum Magazin Drum kam, nahm sein Leben die entscheidende Wendung. Zunächst arbeitete er für das vor allem von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit gelesene Magazin als Fahrer und Bote, doch der damals verantwortliche Bildredakteur Jürgen Schadeberg erkannte sein Talent für die Fotografie. Er bildete ihn aus und ließ ihn mit einer geliehenen Leica rasch erste Reportagen erarbeiten. Sein erster großer Auftrag war die Berichterstattung über den African National Congress 1955.

Geboren wurde Peter Sexford Magubane am 18. Januar 1932 in Vrededorp (dem heutigen Pageview, einem Vorort von Johannesburg) und wuchs in Sophiatown auf. Schon als Schüler nutzte er eine Kodak Brownie-Boxkamera. Als Bildjournalist begann er ab Mitte der 1950er-Jahre den Alltagsrassismus der Apartheidära zu dokumentieren. Er wurde dabei immer wieder angegriffen, 1985 sogar angeschossen, kam mehrfach ins Gefängnis, verbrachte 600 Tage in Isolationshaft und erhielt jahrelang Berufsverbot. Seine Arbeit war von Beginn an nie einfach: „Wir durften die Kamera nicht sichtbar tragen, wenn die Polizei im Einsatz war, also musste ich meine Kamera oft verstecken, um die gewünschten Bilder zu bekommen. Gelegentlich versteckte ich meine Kamera in einer ausgehöhlten Bibel und bediente sie mit einem Kabelauslöser in meiner Jackentasche. Ein anderes Mal, bei einem Prozess in Zeerust, bei dem die Presse nicht zugelassen war, versteckte ich meine Leica IIIg in einem ausgehöhlten Brot und tat so, als würde ich essen, während ich fotografierte; als das Brot ausging, kaufte ich Milch und versteckte die Kamera im leeren Karton. Und ich bin damit durchgekommen. Damals musste man schnell denken und schnell sein, um zu überleben“, erinnerte sich Magubane.

Er fotografierte viele der historischen Momente des Landes, so war er beim Massaker von Sharpeville zugegen, bei dem rund 70 Schwarze von der Polizei erschossen wurden. Und auch Nelson Mandela begleite er früh bei seinen Prozessen. 1956 entstand eine seiner bekanntesten Aufnahmen, die international Aufsehen erregte: das Porträt eines weißen Mädchens auf einer als „Nur für Europäer“ gekennzeichneten Bank, das von seiner schwarzen Nanny begleitet wird, die aber auf der Rückseite der Bank sitzen muss. Ab 1967 arbeitete Magubane für die Rand Daily Mail, 1978 wurde er freier Fotograf beim Time Magazine. Von 1990 bis zur Präsidentschaftswahl 1994 war er der offizielle Fotograf Nelson Mandelas, später arbeitete er für Organisationen wie die Vereinten Nationen. Er veröffentlichte zahlreiche Bildbände und wurde vielfach ausgezeichnet. So verlieh ihm u. a. 1986 die deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) den Dr.-Erich-Salomon-Preis, 1997 erhielt er den Leica Lifetime Achievement Award, übergeben von dem Mother Jones Fund for Documentary Photography. 

Trotz aller Repressalien, Inhaftierungen und persönlichen Bedrohungen gab es für den mutigen Fotografen nie die Option, das Land zu verlassen. Der Kampf gegen die Apartheid müsse von den Menschen dokumentiert werden, die betroffen sind, erklärte er. „Ich habe meine Kamera als eine Art Waffe benutzt. Ich wollte keine Waffe tragen und Menschen töten. Ich habe meine Kamera als Werkzeug benutzt, und ich glaube, ich war sehr erfolgreich.“ Ab den späten 1990er-Jahren widmete sich Magubane freien Themen und dokumentierte unter anderem die überlebenden Stammeskulturen im Südafrika der Nach-Apartheidzeit in Farbe.

Peter Magubane starb am 1. Januar 2024, nur siebzehn Tage vor seinem 92. Geburtstag, wie seine Tochter Fikile Magubane bekannt gab.
Ulrich Rüter
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