Nachruf: Andreas Herzau

9. Februar 2024

Mit nur 61 Jahren ist der Fotograf nach schwerer Krankheit am 6. Februar verstorben.
Sein Tod kam für die ihm Nahestehenden nicht überraschend, aber dennoch viel zu früh. Der Verlust des engagierten Bildjournalisten, Autorenfotografen, Dozenten und laif-Mitglieds und der Abschied von ihm ist nun traurige Realität. Seiner Krebsdiagnose hat er sich entgegengestemmt und die Monate, die ihm noch blieben, genutzt, um die Zukunft seines Werkes zu klären und den Nachlass vorzubereiten. Die Stiftung F.C. Gundlach veröffentlichte am letzten Mittwoch die Nachricht seines Todes und verpflichtet sich, sein Werk zu pflegen: „Mit seinem Ableben hinterlässt er ein umfangreiches fotografisches Œuvre, das durch Authentizität und Zeitzeugenschaft besticht. Die Stiftung F.C. Gundlach nimmt sich nun der verantwortungsvollen Aufgabe an, sein komplexes Werk fortan zu bewahren und zu pflegen. Wir verabschieden uns von einem großartigen Fotografen und langjährigen Freund.“

Andreas Herzau vereinte vieles: Er war Bildjournalist mit präzisem, kritischem Blick, Fotograf mit oft überraschenden Perspektiven, streitbarer Vertreter einer engagierten Fotografie, meinungsstarker Dozent und Interessenvertreter, empathischer Kollege und motivierender Zeitgenosse. „Mit seinen Fotografien war er stets dicht an den Menschen dran, den Bildgegenstand dabei oft dynamisch im Anschnitt ins Bild setzend“, so der Nachruf der Stiftung. „Die Qualität seiner fotografischen Arbeit zeigt sich in der subjektiv-authentischen Charakterdarstellung ganzer Städte und Länder. Andreas Herzau vermochte es, die Stimmung einer Gesellschaft widerzuspiegeln. Für ihn war Fotografie eine Form der Recherche und Anteilnahme.“

Geboren wurde Andreas Herzau 1962 in Mainz; nach einer Ausbildung zum Typografen arbeitete er als Schriftsetzer, und ab 1986 durchlief er anschließend Stationen als Volontär bei Konkret und als Redakteur bei der Hamburger Rundschau, bevor er Anfang der 1990er-Jahre zur Fotografie wechselte und rasch mit seiner direkten Bildsprache erfolgreich wurde. 1992 war er Gründungsmitglied der Fotoagentur Signum, seit 1999 Mitglied der Agentur laif, deren Transformation zu einer Genossenschaft er in den letzten Jahren als Vorstandsmitglied begleitete. Er veröffentlichte zahlreiche Bildbände, wurde vielfach ausgezeichnet. Seine dynamischen Motive der Street Photography sind auch im LFI Magazin mehrfach präsentiert worden.Für viele Jahrzehnte war Hamburg sein Lebensmittelpunkt. Neben freien Projekten und Auftragsarbeiten, die ihn durch die Welt brachten, lebte und arbeitete er zuletzt mit seiner Frau, der Soziologin Renate Ruhne, in seinem Wahldomizil in Bockup, Mecklenburg-Vorpommern. Dort ist er am 6. Februar friedlich verstorben. 

Seine Stimme wird fehlen, sein Engagement, sein kritisches Hinterfragen von Strukturen und tradierten Formen ebenso. Ein wenig tröstlich ist es, dass seine starken Bildgeschichten bleiben.
Ulrich Rüter
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