Khat in Äthopien

Marion Péhée

11. September 2023

Die Fotografin ist in Äthiopien auf einer wichtigen Verkehrsverbindung zwischen Dire Dawa und Dewele gereist.
Marion Péhée gewann 2021 ein Fotostipendium der Stiftung Lagardère für ein Vorhaben mit dem Titel Horn of Africa: From Merchants to Khat Baronesses, im Rahmen dessen sie sich mit der weit verbreiteten Alltagsdroge Khat beschäftigen wollte. Wie viele andere Waren wird die Droge über die ursprünglich erste und bis 2016 einzige Eisenbahnlinie umgeschlagen, die zwischen Dire Dawa und Dewele verkehrt. Eine Anthropologin berichtete Péhée beiläufig von der Eisenbahnlinie, die die Fotografin zum Thema ihrer in LFI 06/2023 gezeigten Reportage machte. Hier spricht sie über die Bedeutung von Khat im äthiopischen Alltag und Beobachtungen während ihrer Zugreise.

LFI: Was ist Khat?
Marion Péhée:
Khat ist eine Droge mit amphetaminähnlichen Wirkstoffen, die am Horn von Afrika seit Jahrhunderten legal konsumiert wird. Das Sprichwort lautet: „Khat macht Männer gefügig und impotent, aber Frauen reich.“ Da die Männer es täglich konsumieren und süchtig und untätig werden, sind es die Frauen, die einen Teil dieses lukrativen Geschäfts betreiben. Tausende von ihnen handeln mit Khat.

Wie wollten Sie die Spuren der Droge verfolgen?
Dazu musste ich mich nach Dire Dawa begeben, der zweitgrößten Stadt Äthiopiens, die nicht nur einer der wichtigsten Umschlagplätze für die Pflanze ist, sondern auch eine der Stationen der Eisenbahnlinie Addis Abeba–Dschibuti, auf der früher Khat geschmuggelt wurde. Als ich mich auf den Weg machte, wusste ich also, dass diese Strecke ein Teil meines Themas sein würde.

Wie haben Sie die Zugfahrt wahrgenommen?
Es reisen viele Frauen und Kinder im Zug. Meine Kamera hat sie fasziniert und amüsiert. Niemand machte irgendwelche Kommentare oder weigerte sich, sich fotografieren zu lassen. Der Zug durchquert die Wüstenlandschaften, und die Hitze ist sowohl innerhalb als auch außerhalb des Zuges sehr groß. Es ist sogar eine körperliche Erfahrung, mit den Schreien der Verkäufer, der Hitze und dem Geräusch von Ästen, die über das Blechdach der Waggons gleiten.

Bitte erzählen Sie etwas zur Atmosphäre im Zug.
In diesem Zug war eine gewisse Spannung und Beklemmung zu spüren, denn die meisten Passagiere bereiteten sich auf eine lange Flucht vor. Der Zug, der uns nach Dewele brachte, war voll mit jungen Männern, Frauen und Kindern. Einige sagten mir, sie wollten in den Jemen oder nach Saudi-Arabien.
Carla Susanne Erdmann
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Marion Péhée
EQUIPMENT: Leica Q mit Summilux 1:1.7/28 Asph

LFI 6.2023+-

Marion Péhées Reportage über die historische Bahnlinie in Äthiopien finden Sie im LFI Magazin 6.2023. Mehr

Marion Péhée+-

Péhée_Portrait (c) Pierre Michel
© Pierre Michel

Geboren in 1989 in Chartres. Sie hat einen Bachelor in Gestaltung und einen Master in Photography and Contemporary Art von der Université de Paris 8. 2021 gewann Péhée das Fotostipendium der Stiftung Lagardère für Horn of Africa: From Merchants to Khat Baronesses, 2022 wurde sie für den Economist Courage in Journalism Award von der International Women’s Media Foundation nominiert. Ihre Reportagen erschienen u. a. im Economist 1843 Magazine, in Elle, La chronique d’Amnesty International, Gare de l’est, The National, im Spiegel sowie auf der Videoplattform Spicee. Péhée lebt in und arbeitet von Marseille aus.  Mehr

1/7
1/7

Khat in Äthopien

Marion Péhée