LFI-Spezial: Fotobücher

14. Dezember 2023

Leica-Klassiker und empfehlenswerte Büchertipps: aus der Fülle der Neuerscheinungen eine Auswahl der LFI-Redaktion.
Auch in diesem Jahr wollen wir Ihnen am Ende des Jahres noch einmal aus der Fülle der Neuerscheinungen eine Auswahl präsentieren. Bücher, die uns aufgefallen sind, aber bisher in unserem LFI Magazin oder auf dem LFI-Blog keinen Platz gefunden haben. Diesmal sind es sechs neue Bildbände vor allem von Leica-Fotografinnen und -Fotografen oder über Leica-Klassikerinnen und -Klassiker, deren Werke in besonderen Monografien und Ausstellungskatalogen vorgestellt werden. Dabei sind der New Yorker Fotograf Phil Penman, eine visuelle Hommage an Inge Morath von Kurt Kaindl, eine umfangreiche Bildbiografie über Josef Koudelka, ein freundschaftlicher Blick auf das Werk von Ernst Haas und zwei Ausstellungen begleitende Bücher über Mary Ellen Mark und Ernst Scheidegger. Mit diesen Empfehlungen laden wir Sie ein, Ihre persönliche Fotobibliothek zu vergrößern, oder aber Sie finden hier Ideen für Ihre Geschenkliste. Viel Vergnügen wünscht die LFI-Redaktion.
Ulrich Rüter

Kurt Kaindl: Nach der Arbeit. Im Haus von Inge Morath+-

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108 Seiten, 84 Schwarzweißabb., 27 × 19 cm, Deutsch/Englisch

Eine persönliche Hommage zum 100. Geburtstag der bedeutenden Magnum-Fotografin Inge Morath (1923–2002). Von 1990 bis zu ihrem Tod besuchten der österreichische Fotograf Kurt Kaindl (*1954) und seine Frau, die Autorin Brigitte Blüml-Kaindl, Inge Morath meist zweimal im Jahr auf ihrem Anwesen in Roxbury, Connecticut. Dort lebte und arbeitete sie gemeinsam mit ihrem Mann Arthur Miller, dort entstanden mit den Fotohof-Verlegern zahlreiche Bildbände und Ausstellungskonzeptionen. In den Jahren der Kooperation und noch einmal kurz vor der Auflösung des Hauses im Jahr 2018 hat Kaindl immer wieder die Atmosphäre an diesem speziellen Ort dokumentiert. Die kostbare gemeinsame Zeit war intensiven Gesprächen über Fotografien vorbehalten, sodass Kaindl seine präzisen Schwarzweißmotive immer erst nach einer Besprechung aufnahm. Keine aufgeräumten Innenaufnahmen, sondern Räume, die erscheinen, als ob sie von Inge Morath eben erst verlassen wurden. (Fotohof-Edition, Band 359)

Josef Koudelka: Next. A Visual Biography by Melissa Harris+-

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352 Seiten, 282 Abbildungen, 18,5 × 24 cm, Englisch

Er gilt als Einzelgänger, sein Werk zeichnet ihn als einen der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts aus. So nahe ist bisher niemand dem tschechischen Magnum-Fotografen (*1938) gekommen. In dieser ersten umfassenden Darstellung von Koudelkas Leben und Werk befasst sich die Autorin Melissa Harris mit seiner 60-jährigen Obsession für das Medium: von seiner frühen Interpretation des tschechischen Theaters bis hin zu seinem Langzeitprojekt über die Roma-Kultur in Osteuropa; von seiner legendären Berichterstattung über den sowjetischen Einmarsch in Prag 1968 bis hin zur Einsamkeit des Exils und den oft verheerenden Auswirkungen, die Menschen auf die Landschaft hatten. Im Laufe von fast einem Jahrzehnt hat Harris Hunderte von Stunden an Interviews mit dem Künstler und Gespräche mit seinen Freunden, seiner Familie, seinen Kollegen und Mitarbeitern weltweit geführt. Dieser geschickt erzählte und reich bebilderte biografische Bildband zeigt äußerst aufschlussreich Koudelkas künstlerische Entwicklung im Kontext seiner Lebensgeschichte und seines Arbeitsprozesses. (Aperture)

Phil Penman: New York Street Diaries+-

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224 Seiten, 195 Schwarzweißabb., 27,5 × 34 cm, Englisch/Deutsch

Wer die LFI.Gallery regelmäßig online besucht, dem sind seine New-York-Bilder sicher schon aufgefallen. In den letzten 25 Jahren hat der 1977 in Großbritannien geborene und in New York lebende Fotograf die Stadt in beeindruckenden Schwarzweißfotografien festgehalten. Spannende Geometrien, das Spiel von Licht und Schatten, zufällige Begegnungen und präzise Bildgestaltungen: Sein unverwechselbarer Stil zeigt die Menschen und die Architektur, den Glanz, den Glamour und manchmal auch die Schäbigkeit der Metropole. Inmitten des Trubels hat er bevorzugt Momente der Ruhe, der Melancholie gefunden – vor allem, als die Stadt sich während des großen Schneesturms oder des Corona-Lockdowns noch einmal völlig verwandelt präsentierte. Der Fotograf versteht es, auf beeindruckende Art und Weise, die Stadt in ihren sensibelsten Momenten festzuhalten, und schafft es immer wieder, auch die größten Kenner und Liebhaber New Yorks zu überraschen. (teNeues)

Inge Bondi: Ernst Haas. Letters & Stories+-

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160 Seiten, 57 Farb- und Schwarzweißabb., 16,6 × 23,4 cm, Englisch

Ein sehr persönliches Bilder- und Lesebuch über das sich die langjährige Verbindung zwischen dem Magnum-Fotografen Ernst Haas (1921–1986) und Inge Bondi erschließt. Allein über die heute 98-jährige Autorin und ihre Rolle bei Magnum ließen sich viele Bücher schreiben: Die in Berlin geborene Inge Bondi kam 1950 in das New Yorker Magnum-Büro und arbeitete in den folgenden 20 Jahren eng mit den Fotografen zusammen. Nur wenige Mitarbeiterinnen hatten diesen Einblick und Austausch mit den so unterschiedlichen Fotografen, die bis heute für das legendäre Image der Kooperative in der Gründungsphase stehen. Das Buch verbindet in 13 Kapiteln und einem Epilog Bondis eigene Erinnerungen an den Fotografen mit seinen bisher unveröffentlichten Briefen, Gedichten, Tagebuchtexten. Und natürlich mit einer Auswahl der wunderbaren Fotografien des Österreichers, der 1950 Vollmitglied der Agentur wurde und Ende der 1950er-Jahre auch ihr Präsident war. (Damiani)

Mary Ellen Mark: Encounters+-

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232 Seiten, 204 Abbildungen, 24 × 30 cm, dt. und engl.

Ihr Werk gehört zu den einflussreichen Beiträgen des amerikanischen Bildjournalismus. Der die aktuelle Retrospektive im Berliner Ausstellungshaus C/O begleitende Bildband gibt spannende Einblicke in ihre wichtigsten Serien und Projekte. Ihre vielfach ausgezeichneten Serien, die in Nord- und Südamerika, Europa, Afrika und Asien entstanden, wurden regelmäßig in international angesehenen Magazinen und Zeitungen veröffentlicht und fanden auch in Form von Büchern ein Nachleben, das die direkte und empathische Bildsprache der Fotografin berühmt machen sollte. In freien Projekten und Auftragsarbeiten hat sie mit großer Aufmerksamkeit und Empathie immer wieder vor allem das Leben von marginalisierten Gruppen fotografiert. Ob Straßenkinder in Seattle, Psychiatriepatientinnen in Oregon oder Prostituierte in Mumbai: Ihre oft als Langzeitserien – manchmal über mehrere Jahrzehnte – angelegten Arbeiten belegen bis heute ihre von humanistischen Idealen geleitete Dokumentarfotografie. (Steidl)

Die Ausstellung bei C/O Berlin läuft noch bis zum 18. Januar 2024.

Ernst Scheidegger: Fotograf+-

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248 Seiten, 12 Farb- und 168 Schwarzweißabb., 23 × 30 cm, dt. u. engl. Ausgabe

Fotograf, Künstler, Bildredakteur, Verleger, Galerist: Aus Anlass seines 100. Geburtstages ist die neue Monografie zum Werk des bedeutenden Schweizer Magnum-Fotografen (1923–2016) erschienen, die eine Retrospektive im Kunsthaus Zürich begleitet. Der Bildband, herausgegeben von der Stiftung Ernst Scheidegger Archiv, zeigt viele bisher unveröffentlichte Arbeiten, insbesondere Künstlerporträts, aber auch auf sein wenig publiziertes Frühwerk steht im Fokus. Scheidegger studierte an der Kunstgewerbeschule in Zürich in der Fotoklasse von Hans Finsler, lernte dort Werner Bischof kennen und wurde sein Assistent. Ab den 1950er-Jahren folgten zahlreiche internationale Reportagen, die in dem neuen Bildband nur ausschnitthaft vorgestellt werden. Der umtriebige Fotograf war von 1960 bis 1989 Bildredakteur der Wochenendbeilage der Neuen Zürcher Zeitung, 1962 gründete er einen eigenen Verlag, 1997 war er Mitbegründer des Verlags Scheidegger & Spiess. Ein spannender Einblick in das Leben eines Vielbegabten. (Scheidegger & Spiess)

Die Ausstellung im Kunsthaus Zürich läuft noch bis zum 21.01.2024.

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