World Press Photo Award 2015
World Press Photo Award 2015
Kieran Doherty
13. Februar 2015
© Kieran Doherty
Was war deine erste Reaktion, als du von deiner Ernennung für den World Press Photo Award 2015 gehört hast?
Ich war gerade dabei die wunderbare BBC-Produktion „Wolf Hall“ zu schauen, als mich ein Freund anrief um mir zu gratulieren. Ich hatte gar nicht realisiert, dass die Ergebnisse bereits veröffentlicht wurden und dachte, er wollte nur fragen, wie es mir geht. Aber ich war überglücklich.
Wieso hast du dich auf die Zuschauer konzentriert? Wie kamst du auf die Idee?
Die Idee für die Zuschauerperspektive kam mir, als ich mich an meinen Besuch des Wimbledon-Turniers in meiner Kindheit erinnerte. Ich war damals erst neun Jahre alt, aber das Turnier hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen – gerade weil es als Zuschauer so unterhaltsam war. Wir hatten leider keine Karten für das Hauptspielfeld, aber freundlicherweise gaben uns andere Gäste ihre Tickets und wir konnten einen Blick auf ein Doppel mit John McEnroe und Peter Fleming erhaschen. Wir waren weit weg vom Spielfeld und die Spieler waren für uns klein wie Spielfiguren, aber am Ende des Tages konnte ich sagen: „Ich habe John McEnroe gesehen!“.
Angetan von der Atmosphäre schlenderten wir lange Zeit zwischen den verschiedenen Spielfeldern herum. Vor und nach den Spielen mussten die Profis sich ihren Weg zur Kabine durch die Menge bahnen. Ich weiß noch, wie riesig mir damals der britische Tennisspieler John Lloyd vorkam, als ich ihn sah. Vor ein paar Jahren traf ich ihn durch Zufall wieder und ich musste feststellen, dass wir heute fast gleich groß sind. Aber das zeigte mir, wie meine Faszination für Wimbledon sich vor allem an den Dimensionen des Turniers festmachte. Mit meinem Projekt wollte ich einfach sehen, ob ich dieses Gefühl von damals auch noch 30 Jahre später spüre – und genauso war es. Die Eintrittskarte von damals habe ich auch heute noch.
Gibt es auch andere Sportarten, die dich interessieren? Welche Zuschauer würdest du gerne fotografieren?
Ich liebe sämtliche Sportarten, die meisten habe ich in den letzten 20 Jahren für die Agentur Wire sogar fotografieren dürfen. Die einzige Sportart, die mir noch fehlt, ist Indoor Bowls. Tennis, Fußball, Rugby, Cricket: Die Zuschauer einer jeden Sportart haben ihren ganz eigenen Charme – und sie alle geben tolle Fotomotive ab.
Seit wann fotografierst du mit Leica und warum?
Mit Leica fotografiere ich seit 1992. Die M6 mit dem 35er und dem 50er von damals habe ich heute noch. Heute fotografiere ich zusätzlich mit der M9. Ich benutze sie, weil ich mit einer Leica nicht als Fotograf auffalle, die Abbildungsqualität ist kaum zu übertreffen und ich mag es auch nicht, mich mit schwerem Equipment abzuschleppen.
Was ist das schönste Kompliment, dass man dir für deine Fotos machen kann?
Wenn ein Foto es schafft, dem Betrachter eine bisher unbekannte Perspektive zu eröffnen und seine bisherige Ansicht der Dinge zu hinterfragen, dann ist ein Bild erfolgreich. So etwas wäre ein schönes Kompliment.
Kieran Doherty+-
Kieran Doherty ist ein freiberuflicher Fotograf aus dem Vereinigten Königreich. Er begann seine Karriere als Fotojournalist bei der Nachrichtenagentur Reuters in London und berichtete über so unterschiedliche Themen wie den Irakkrieg, den Tsunami in Asien und die Unruhen in Nordirland. Im Jahr 2008 gab er seine Stelle als Mitarbeiter auf, um sich auf das Erzählen langer Geschichten zu konzentrieren. Seine Fotos sind in zahlreichen Büchern und Zeitschriften wie Time, Newsweek, Stern, The New York Times und National Geographic erschienen. Seine Arbeit wurde unter anderem von der British Picture Editors’ Guild, den Fujifilm Euro Press Photo Awards und World Press Photo ausgezeichnet. Mehr
© Kieran Doherty
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