Chermalyk
Chermalyk
Johanna Maria Fritz
17. November 2021
Als Fritz im Jahr 2018 nach Chermalyk reist, steht das Dorf unter regelmäßigem Beschuss der Separatisten. Das Essen ist knapp, zahlreiche Häuser und Straßen sind zerstört. Und all die, die genug Geld haben, sind längst geflohen. Diejenigen, die geblieben sind, hatten keine andere Wahl. Die meisten von ihnen sind Griechen, von denen in der Ukraine etwa 90 000 leben. Ihre Einwanderungsgeschichte reicht zurück bis ins 6. Jahrhundert. In der jüngeren Vergangenheit – in den 1940er-Jahren – flüchteten viele von ihnen dorthin, aus Überzeugung und Glauben an den Kommunismus.
Chermalyk ist also ein Dorf der Alten und Zurückgelassenen, die allen Widrigkeiten zum Trotz versuchen, eine Art Alltag zu leben. Einen harten, von Krieg und Armut geprägten Alltag, der nur durch die Gemeinschaft und ihre Rituale erträglich wird. Am faszinierendsten an den Menschen, die dort leben, erinnert sich Fritz, war ihr Zusammenhalt und ihre Hoffnung. „Niemand machte auch nur den Anschein aufzugeben. Ich meine damit nicht, den Krieg zu gewinnen, sondern eher das Leben weiterzuführen“...Mit entwaffnender Ehrlichkeit erzählen Fritz’ Aufnahmen von Armut und Krieg, aber auch vom Weitermachen, vom Zusammenhalt und von Geselligkeit. Fast unmerklich setzt sie ihre Protagonisten in Szene, wählt sorgsam Bildausschnitt und -komposition und fängt so – gänzlich ungeschönt– die trostlose und oft aber auch heimelige Stimmung ein...
Lesen Sie die gesamte Geschichte im LFI Magazin 8/2021.
Johanna Maria Fritz+-
Offiziell wohnt Johanna-Maria Fritz in Berlin – tatsächlich aber ist sie das ganze Jahr über unterwegs. An der Berliner Ostkreuzschule studierte sie Fotografie, seit Anfang 2019 ist sie Mitglied der gleichnamigen Agentur. Ihre Arbeiten wurden u. a. im Spiegel, in der Zeit, in National Geographic und Le Monde publiziert. Fritz’ Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Inge-Morath-Preis. Mehr