iPhone de Lux

14. Juni 2024

Mit der Leica Lux App betritt Leica die fotografische iPhone-Welt. Wir haben uns die Vollversion der professionellen Foto-App genauer angeschaut und waren von den ersten Ergebnissen begeistert.
Seit letzter Woche ist es so weit: Leica hat eine eigene professionelle Kamera-App für das iPhone. Endlich – möchte man als Apple-User sagen. Acht Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit mit Smartphone-Größen wie Huawei und Xiaomi, ein eigenes Leitz Phone in der dritten Generation in Japan, aber allesamt Android-Geräte.

Ich muss zugeben, dass ich schon mehrmals ins Schwärmen gekommen bin und auch ein bisschen neidisch war, als ich die Geräte von Huawei und Xiaomi für die LFI getestet habe. Aber aus beruflichen Gründen war ein Umstieg von iOS auf Android nicht möglich. Und ein zweites Smartphone nur für Fotografie zu besitzen und immer dabei zu haben, erschien mir nicht als sinnvoll. Umso mehr habe ich mich über die neue App gefreut. Und – so viel vorab – meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Dass die native iPhone-Kamera-App nicht das Nonplusultra der Smartphone-Fotografie ist, bezeugt die große Anzahl an Drittanbieter-Kamera-Apps. Mit seiner Expertise und Erfahrung bietet nun auch Leica eine App an, die bei der Verarbeitung der Bildinformationen einen eigenen Weg geht und dadurch andere Ergebnisse hinsichtlich der Kontraste, der Farbwiedergabe und des Charakters liefert. Ergebnisse, die tatsächlich an die Bilder der Leica-Kameras erinnern. Entwickelt hat Leica die Lux-App in Zusammenarbeit mit der norwegischen Firma Fjorden Electra AS, die das Wetzlarer Unternehmen im Dezember letzten Jahres übernommen hat. Die Norweger haben sich einen Namen mit einer sehr erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und der Entwicklung ihres Fjorden Grips fürs iPhone und der Fjorden Camera App gemacht.

Zwei Modi für ein Halleluja. 
Der Aufbau von Leica Lux ist klar und übersichtlich gestaltet, wie man es von den Menüs der Leica-Kameras gewohnt ist. Die App verfügt grundsätzlich über zwei Modi, zwischen denen man sich beim Fotografieren entscheiden kann: Aperture und Photo. Der Photo-Modus in der Vollversion ermöglicht die vollständige Kontrolle über alle Kameras des Smartphones und alle Fotoparameter: Man kann zwischen den Kameras wechseln, das Dateiformat einstellen (JPG, HEIC, ProRAW und ProRAW + Compressed sowie RAW und RAW + Compressed), Blitz und Selbstauslöser ein- und ausschalten, ein Luminanz-Histogramm einblenden lassen sowie das bei der Fokussierung beliebte Focus-Peaking aktivieren. Für vier frei wählbare Parameter gibt es zudem die Option, einen bequemen Shortcut zu erstellen.

Eine zentrale Rolle nimmt beim Photo-Modus die Belichtungskorrektur ein, die man auf der Skala von –6 bis +6 steuern kann. Mit einem leichten Wischen nach oben gelangt man zudem zu vier weiteren Einstellmöglichkeiten, die man manuell einstellen kann: ISO, Verschlusszeit, Weißabgleich und Fokussierung (AF und manuell). Das zentrale Feature bei diesem Modus sind die (derzeit) elf „Leica Looks“. Diese Looks sind eine Art Filter, die man auf die Fotos anwenden kann: Standard, Vivid, Natural, Classic, Contemporary, Eternal sowie fünf weitere Schwarzweiß-Looks, die einige User bereits aus der FOTOS App kennen (verfügbar für die Leica Q3). Diese von Leica entwickelten Looks prägen die Charakteristik der Aufnahmen und können den Fotos eine entsprechende Farbnote verleihen.

Die meisten dieser Einstellungsmöglichkeiten hat man auch im zweiten Modus, dem Aperture-Modus. Jedoch steht hier – wie der Name schon sagt – die Blende im Vordergrund. Und zwar nicht nur die Blende allein, sondern auch ein Leica-Objektiv dahinter. Zumindest virtuell. Je nach iPhone-Modell stehen derzeit bis zu vier Objektive zur Auswahl. Bei meinem älteren iPhone 13 mini waren es drei Objektive: das Summilux-M 1:1.4/28 Asph, das Summilux-M 1:1.4/35 Asph und das Noctilux 1:1.2/50 Asph. Bei iPhone Pro- und Pro-Max-Modellen, die ein Teleobjektiv besitzen, steht zudem entweder das Noctilux 1:1.25/75 Asph oder das Telyt 1:3.4/135 Asph zur Verfügung. Diese Objektivsimulationen sind auch das Herzstück und das Alleinstellungsmerkmal der App. Die in diesem Modus gemachten Bilder liefern einen eigenen Look und unterscheiden sich stark von den Bildern der nativen iPhone-Kamera-App. Insbesondere beim Bokeh und bei den Übergängen zwischen dem Schärfe- und Unschärfebereich waren die Ergebnisse der Leica Lux App besser als der nativen iPhone-Kamera-App. Zudem kann den Bildern aus dem Aperture-Modus gleichzeitig auch ein Leica Look zugewiesen werden.

Zwei Wochen kostenlos testen. 
Leica Lux gibt es im Apple App Store einmal als Vollversion für 7,99 Euro pro Monat oder 79,99 Euro pro Jahr sowie als kostenlose Version mit eingeschränkten Features. Die Vollversion kann zwei Wochen lang kostenlos getestet werden. Die App läuft auf allen iPhones mit iOS 17, wobei es sich empfiehlt, ein neueres Modell zu verwenden, um das Potenzial der Objektiv-Simulation auszuschöpfen. Weitere Leica Looks, Objektive und Funktionen sollen in regelmäßigen Abständen folgen. Wer also gern mit dem Smartphone fotografiert und das iPhone für etwas mehr als eine reine Fotodokumentation nutzen möchte, der sollte die Leica Lux App auf jeden Fall mal ausprobieren. Nachdem man sich mit dem Handling der App vertraut gemacht hat – was erstaunlich schnell geht –, kommt man gut in einen fotografischen Flow und zu sehr guten Ergebnissen.
David Rojkowski
Alle Bilder auf dieser Seite: © David Rojkowski
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