The Man Behind the Mask

Surreale Szenen in Schwarzweiß, ästhetisch zwischen Stummfilm und Puppentheater angesiedelt, die durch eine allgegenwärtig grinsende Rattenfratze umso befremdlicher wirken – sie geben in der Ausstellung Roger the Rat den Ton an. Der Mann hinter der Kamera (und unter der Rattenmaske) ist Roger Ballen, der für seine provokanten und symbolisch aufgeladenen Bildwelten berühmt wurde.

Das Anecken sollte in Ballens Schaffen weiterhin eine große Rolle spielen, zumal er sich vom Dokumentarischen zunehmend in Richtung Fiktion bewegte und seine „balleneske“ Ästhetik entwickelte. Die von ihm inszenierten Bilder führen die Betrachtenden aus ihrer Komfortzone an dunkle, mitunter albtraumhafte Orte und auf einen Kollisionskurs mit den eigenen Ängsten und Dämonen – und das mit einer meisterhaften Nutzung der Schwarzweißfotografie.

Zu diesem Zweck entwickelte Ballen die Persona von Roger, the Rat. Mit der Ratte in Menschengestalt lotet der gebürtige Amerikaner die grotesken Untiefen der Psyche aus und lässt dabei bewusst die Grenze zwischen sich und seinem tierischen Protagonisten verschmelzen. Denn verkörpert wird Roger von niemand Geringerem als Ballen selbst. Die Grenze zwischen Fakt und Fiktion beginnt so zu bröckeln, ebenso jene zwischen Ernst und Komik. „Wenn ich Fotografien erschaffe, reise ich oft in mein innerstes Selbst, wo Träume und viele meiner Bilder ihren Ursprung haben. Ich sehe meine Fotografien als Spiegel, Reflektionen und Bindeglieder, die den Verstand herausfordern“, sagte Ballen einmal über seine Arbeit.

Die Leica Galerie Wien zeigt Roger the Rat von 31. Oktober 2024 bis 22. Februar 2025 in Kooperation mit Rotlicht – Festival für analoge Fotografie.