Yoga-Session in Gurugram

Florian Lang

4. Januar 2017

Als Florian Lang den Auftrag erhielt, das moderne Indien zu fotografieren, reiste er nach Gurugram. Die Satellitenstadt südlich von Dehli war vor wenigen Jahren noch ein staubiges Dorf, heute lebt dort fast eine Million Menschen – die Stadt steht wie kaum eine andere für die Modernisierung des Landes.
„Gurugram ist eine Satellitenstadt von Delhi und liegt etwa 30 Kilometer südlich der indischen Hauptstadt. Bis vor wenigen Jahren war Gurugram nur ein staubiges Dorf in der nordindischen Steppe und allein durch die Landwirtschaft geprägt. Als in den 90er-Jahren das bis dahin sozialistische Indien seine Märkte öffnete, setzte ein Bauboom ein und Gurugram wurde innerhalb nur weniger Jahre beinahe zur Millionenstadt. Heute steht Gurugram, wie kaum eine andere Stadt in Indien, für die Modernisierung des Landes.

Als mich im Frühjahr 2015 die Anfrage erreichte, für ein Corporate Magazin eine Reportage über das moderne Indien zu fotografieren, war mir klar, dass ich die Geschichte in Gurugram umsetzen würde. Dafür war ich mehrere Tage in der Stadt unterwegs und bewegte mich zwischen Metro-Stationen mit Namen wie „Vodafone Belvedere“, Gurugrams futuristischem Zentrum „Cyber City“ und diversen Shoppingmalls.

Um einen Einblick in den Alltag einer modernen Familie zu bekommen, vermittelte mir eine Freundin den Kontakt zu Praneeta und ihrer Familie. Die junge Frau lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn und ihrer Schwiegermutter im 21. Stock eines Wohnkomplexes mit eigenem Freizeitclub.

Bei einem Besuch am Morgen sah ich eine Gruppe Frauen auf einer Rasenfläche vor dem Hochhausblock beim Yoga– darunter, in ihrem hellblauen Sari, auch Praneetas Schwiegermutter Krishna. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich allmählich an dieses unerwartete, moderne Indien gewöhnt – an den urbanen Lebensstil, eine Freizeitkultur zwischen Shoppingmall und Club, ebenso wie an die Kuckucksuhr an der Wand in Praneetas Wohnung – ein Andenken an den Urlaub im Schwarzwald. Als ich die Frauen sah, wie sie am frühen Morgen ihre Übungen machten, zeigte sich mir ein weiteres Mal die krasse Gegensätzlichkeit, die Indien so einzigartig macht.“

Florian Lang+-

Als Florian Lang in Deutschland als Pädagoge arbeitete, weckte ein Fotoprojekt mit Lochkameras sein Interesse an der Fotografie. 2010 kam er für eine Reportage über die Textilindustrie nach Indien. In Delhi lernte er seine jetzige Frau kennen und entschied sich, in Indien zu bleiben. Heute ist der Fotojournalist für europäische und indische NGOs, Zeitungen und Magazine tätig und wird von der Agentur Focus vertreten. Mehr

 

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Florian Lang