Karibische Inspirationen

Figueredo

25. Februar 2015

Für den deutschen Fotografen Figueredo ist Havanna die Inspiration für seine Fotografie und gleichzeitig eine zweite Heimat geworden. Mit seiner M9-P fängt er typische, aber dennoch ungewöhnliche Lebenswelten ein – so zum Beispiel seine Serie „Cámara de Tortura“ (LFI 2/2015).
Für den deutschen Fotografen Figueredo ist Havanna die Inspiration für seine Fotografie und gleichzeitig eine zweite Heimat geworden. Mit seiner M9-P fängt er typische, aber dennoch ungewöhnliche Lebenswelten in der kubanischen Hauptstadt und Umgebung ein – so zum Beispiel seine Serie „Cámara de Tortura“
(LFI 2/2015).

Als Fotograf ist der 1953 in Zweibrücken geborene Volker Figueredo Véliz Autodidakt. Nach einer kaufmännischen Ausbildung war er 37 Jahre für IBM Deutschland als IT-Vertriebsbeauftragter und Spezialist für Speicherlösungen tätig. Nach intensiver Beschäftigung mit den Möglichkeiten analoger und digitaler Fotografie, arbeitet er heute ausschließlich mit einer Leica M9-P und dem Summicron-M 1:2/35 mm Asph.


Sie sind Deutscher, verbringen aber das halbe Jahr in Kuba. Was reizt sie daran?

Kuba ist ein tolles Land! Hier ist immer Sommer und die meisten Menschen hier sind sehr freundlich und offen, wenn man auf sie zugeht. Es war schon immer mein Wunsch, in einem Land zu leben, wo immer die Sonne scheint. Dass es einmal Kuba sein würde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Ich bereise Kuba seit über zehn Jahren, war mit einer Kubanerin verheiratet und kenne das Land ziemlich gut. Ich habe schon immer leidenschaftlich gerne fotografiert, war aber dann irgendwann einmal der Meinung, dass ich alle Kuba-Fotos schon gemacht hätte. Daraus entstand der Wunsch, das Thema noch einmal ganz anders anzugehen und Sujets abseits des Mainstreams zu suchen.


Eines haben Sie bei den kubanischen Bodybuildern gefunden. Was hat Sie veranlasst sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen? Was war der inhaltliche Anlass, was die fotografische Herausforderung?

Seit etwa einem Jahr lebe ich überwiegend in Havanna und erkunde die Stadt meist zu Fuß. Bei meinen Streifzügen entdecke ich immer wieder neue Motive und Orte, die vor mir noch kein Tourist zu Gesicht bekommen hat. Dass ich mich mit den kubanischen Bodybuildern auseinandergesetzt habe, war eher ein Zufall. Ich hatte eine 60 Jahre alte Harley-Davidson auf einem Parkplatz entdeckt und während ich sie bewunderte, liefen muskelbepackte Männer an mir vorbei in einen Keller, um dort zu trainieren.
Die fotografische Herausforderung war die rustikale Umgebung und die unterschiedlichen Lichtquellen. Ich fotografiere nie mit Blitzlicht, sondern nur mit Available Light. Das bringt natürlich mit sich, dass manche Fotos eine gewisse Bewegungsunschärfe haben. Aber genau diese Nicht-Perfektion passt zu der für unsere Augen ungewohnten Umgebung, in der mit selbst zusammengeschweißten Geräten noch auf blankem Lehmboden im Keller trainiert wird. Eine Treppe führt hoch zur Decke und endet dort.
Ein Bild erinnerte mich später beim Betrachten an das Foltergefängnis der US-Streitkräfte in Abu Ghuraib bei Bagdad. Dadurch kam ich auf den Namen „Cámara de Tortura“, Folterkammer.


Sie beschränken sich bei Ihrer Fotografie ausschließlich auf die Leica M9-P und auf ein Objektiv, das Summicron-M 35 mm. Diese Brennweite erfordert bei Ihren Aufnahmen, ganz nah an die Protagonisten heranzugehen. Ist das Herausforderung oder Reiz?

Die 35 mm Brennweite ist ideal, wenn man lebendige Aufnahmen von Menschen machen möchte. Dazu muss man natürlich auf die Menschen zugehen können. Es ist für mich keineswegs eine Überwindung, ich würde es eher als ein Spiel bezeichnen. Von Vorteil ist natürlich außerdem, wenn man die Sprache spricht.
Es sind drei Dinge, die mir zu meinen Fotos verhelfen: Erstens kokettieren die Kubaner gern und lassen sich gern fotografieren. Zweitens habe ich in Havanna die „Sprache der Straße“ mit ihrem frechen Charme gelernt und setze sie ein, um die Menschen für mich zu gewinnen. Meine Geschichte wird gern gehört, denn welcher Extranjero hat schon eine Kubanerin als Anhalterin mitgenommen und drei Monate später geheiratet? Und nicht zu vergessen: Ich fotografiere seit über drei Jahrzehnten und beherrsche mein Werkzeug, die Leica M.
Ich sehe oft Touristen mit einem riesigen Telezoom, die Musiker am Malecon von der anderen Straßenseite aus fotografieren. Das kann man natürlich so machen, aber das sind nicht die Fotos, die ich machen möchte.


Sie wollen in Kürze Workshops in Kuba anbieten. Was genau haben Sie vor?

Mit einer deutschen Agentur, deren Inhaber schon seit zwölf Jahren in Havanna lebt und Kubareisen durchführt, werden wir zwei unterschiedliche Varianten des Workshops anbieten: Einmal den „Havanna Street Life Workshop“ sowie eine „Vintage Cuba Fotorundreise“.
Der Street-Life-Workshop ist für all die M-Fotografen gedacht, die Kuba vielleicht schon kennen aber nun auch einmal andere, lebendigere Fotos machen möchten. Und die ein wenig in die Fotografie eintauchen möchten, wie ich sie betreibe. Dieser Workshop wurde gewissermassen um die Leica M herum entwickelt. Er vermittelt dem Teilnehmer, wie er nach meinen Erfahrungen das Beste aus der Kamera herausholen kann. Ich sage immer, die Leica M zwingt den Fotografen förmlich dazu, andere – sprich bessere – Fotos zu machen. Was ich genau damit gemeine, will ich den Teilnehmern vermitteln.
Die Fotorundreise ist für Fotografen konzipiert, die Kuba noch nicht kennen. Wir verlassen Havanna, um auch andere tolle Orte wie Trinidad oder das Vallé de Vinales zu besuchen. Mit dieser Reise sprechen wir vor allem auch den neuen US-amerikanischen Markt an. Es ist davon auszugehen, dass hier ein großer Nachholbedarf besteht, denn die Amerikaner haben praktisch über ein halbes Jahrhundert Kuba nicht erleben können. Die Zielgruppe sind Fotografen, die nach einem exklusiven, luxuriösen Kuba-Erlebnis verlangen.
Beide Angebote sind komplett organisiert, nichts bleibt dem Zufall überlassen. Trotzdem haben die Teilnehmer genügend Freiraum, um Kuba auch auf eigene Faust zu entdecken.


Ab März 2015 weitere Informationen unter www.figueredophotoshavana.com.
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Figueredo

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Einblicke und Geschichten aus persönlicher Perspektive: Der deutsche Fotograf Volker Figueredo Véliz (*1953) lernte die karibische Insel nicht einfach als Urlauber kennen und lieben, sondern er verbrachte in Havanna einen großen Teil seines Lebens. Mit seiner Leica fand er immer wieder Momente, die für Kuba typisch sind, aber von Urlaubern und Besuchern nur selten gesehen werden. Durch seine familiären Verbindungen – er ist mit einer Kubanerin verheiratet – war es ihm sehr viel leichter möglich, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, und er bekam Zugang zu einer Welt hinter den Kulissen des Urlaubslandes, zum Alltag der Menschen, zu ihren Freuden. Der Fotograf hat sich ganz bewusst für Schwarzweiß entschieden, vielleicht bleiben seine starken Porträts daher umso mehr in Erinnerung. Mehr

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