Ein Abend für David Douglas Duncan

10. Dezember 2014

Erst fürchtete er, seine Beine würden es nicht mehr mitmachen, aber dann schickte er doch ein Fax: „Ich komme.“ Und so erfreute der fast 99-jährige David Douglas Duncan am Abend des 28. November im Leitz Park Wetzlar die rund 60 Anwesenden mit Schilderungen aus einem aufregenden Fotografenleben.
Erst fürchtete er, seine Beine würden es nicht mehr mitmachen, aber dann schickte er doch ein Fax: „Ich komme.“ Und so erfreute der fast 99-jährige David Douglas Duncan am Abend des 28. November im Leitz Park Wetzlar die rund 60 Anwesenden mit Schilderungen aus einem aufregenden Fotografenleben.

Anlass seines Besuchs: die Präsentation einer hoch exlusiven Leica-M-Sonderedition, der M3D „David Douglas Duncan“. Lars Netopil, Inhaber des Leica Stores in der Wetzlarer Altstadt und mit DDD seit vielen Jahren befreundet, hatte den Bau der auf 16 Exemplare limitierten Edition initiiert – zum einen, um den berühmten ehemaligen „Life“-Fotografen zu würdigen, zum anderen, um das Jubiläum „60 Jahre M-System“ mit einem Symbol zu krönen, das dem Leica-Manufakturgedanken aufs Schönste Ausdruck verleiht. Und so ist diese M3D (-5 bis -20) denn auch mit höchstem handwerklichen Aufwand bis in die kleinsten Feinheiten der Oberflächenbearbeitung jener Spezialanfertigung nachempfunden, die die Firma Leitz im Jahr 1955 in vier Exemplaren (M3D-1 bis -4) eigens für DDD konstruiert hat: eine abweichend vom Serienmodell für die Verwendung mit dem Schnellaufzug Leicavit umgebaute M3, Vorlage für die dann ab 1956 in kleiner Stückzahl an Bildjournalisten gelieferte Leica MP. Lesen Sie dazu auch „Die Unmögliche“ in LFI 1/2015.

David Douglas Duncan, geboren am 23. Januar 1916 in Kansas City, Missouri, ist so etwas wie ein Archetyp des Fotojournalisten. Ein Junge aus der Provinz, der sich gern wegträumte in die ferne Welt und für den die Fotografie das ideale Vehikel wurde, diese Träume wahr werden zu lassen. Alles fing an mit einer 39-Cent-Kamera, einem Geschenk seiner Schwester zu seinem 18. Geburtstag. Duncan sah genau hin, und vor allem: er ging immer nah ran ans Geschehen. Bald versorgte er den „Kansas City Star“ mit Fotostories, es dauerte nicht lange, bis „National Geographic“ auf ihn aufmerksam wurde. Es waren auch einfach goldene Zeiten für einen wie ihn: Themen gab es buchstäblich an jeder Ecke, das Berufsbild des Fotojournalisten aber war erst am Werden. Es gab viel Raum für Experimente. Und so vervollkommnete er sukzessive die Methode, Bild und Text zusammenzudenken, dem Alltäglichen monumentale, prägnante Momentaufnahmen abzuringen. Als Marine fotografierte er den 2. Weltkrieg im Pazifik, für „Life“ ging er danach in den Nahen Osten, nach Deutschland, nach Asien, er fotografierte im Koreakrieg, und hier entstand das Material für sein erstes Buch „This is war!“. War der kritische Impetus hier schon nicht zu übersehen, steigerte sich dies noch, als er für „Life“ in Vietnam tätig war. Das Ergebnis: „I protest!“ von 1968.

Auch das brachten die Zeitumstände eben mit sich: die Dokumentation von Kriegen. Von seinen mehr als 20 Büchern handeln aber auch allein sieben von Pablo Picasso: Duncan lernte den Maler über Robert Capa kennen, und es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden – Picasso nannte ihn stets „Ishmael“, Duncan sagte „Maestro“. Zur Sonderedition der M3D „David Douglas Duncan“ gibt es übrigens einen von Duncan handsignierten Barytabzug im Format 18 mal 27 cm des Bildes „Picasso holding the Snow Owl Mask“ mit dazu.

Im Jahr 1996 vermachte David Douglas Duncan sein gesamtes Archiv – ungefähr drei Tonnen Material – dem Harry Ransom Center der University of Texas in Austin – dessen Website bietet einen umfänglichen Einblick in Leben und Werk dieses legendären Fotografen.
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