Bei den Sorben

Andreas Batke

3. Februar 2021

Mit kraftvollen Bildern gibt Andreas Batke einen intensiven Einblick in die Bräuche einer jahrhundertealten deutschen Kultur.
Die Sorben sind eine von vier nationalen Minderheiten in Deutschland. Ihre kulturellen Gepflogenheiten sind vom Aussterben bedroht. Das möchte Andreas Batke verhindern, der die Sorben bei ihren Fastnachts- und Erntebräuchen begleitet und kraftvolle Aufnahmen fertigt, um ihre kulturelle Identität aufrechtzuerhalten.

LFI: Was hat Sie dazu motiviert, sorbische Feste zu dokumentieren?
Andreas Batke: Meine Großeltern stammen aus der Lausitz. Die Kahntouren mit ihnen auf den Spreefließen fand ich als Kind immer öde und ich hatte kaum Interesse an den Geschichten und Sentimentalitäten. Das Interesse an der Kultur kam dann erst mit ihrem Tod auf. Die wendische Fastnacht war zum Teil neu für mich, auf den Erntefesten war ich zuvor nie. Schon bei der Recherche schien beides optisch sehr vielversprechend zu sein.

Die sorbische Kultur ist akut vom Aussterben bedroht. Hat Ihre Arbeit einen politischen Anspruch?
Bestimmt, denn die Bilder bieten einen Blick in ein alternatives Leben. Sie berichten über Reste einer Parallelwelt, die über Jahrhunderte zurückgedrängt wurde, insbesondere während der Naziherrschaft. Vor Ort erlebe ich heute, wie klein der Kreis der verbliebenen Akteure ist und wie sehr er um Finanzierungen und sachliche Berichterstattung ringt. Dass ein toter Hahn seinen Kopf in einem Wettkampf verliert, liefert regelmäßig eine blutige Schlagzeile im nahen Berlin. Die Feste wirken auf mich aber kraftvoll, sinnlich, ehrlich und erfreulich. In den Bräuchen steckt für mich so viel positiver Glaube an die Zukunft. Ich profitiere emotional stark vom Dabeisein. Meine Bilder sollen dieses gute Gefühl weitertragen.

Welche fotografischen Herausforderungen gab es im Zuge der Arbeit zu meistern?
Auf den Festen passiert vieles gleichzeitig und schnell. Es ist kein Autorennen, aber es fordert mich auch sportlich. Trainieren konnte ich zu Hause beim Zampern, das ist der sorbische Straßenkarneval. Da laufe ich seit meiner Kindheit mit.

Wie fielen die Reaktionen der Porträtierten aus?
Die Menschen sind in der Regel sehr offen und schätzen meine Arbeit. Initial gab es skeptische Stimmen, weil ich auf Farbe verzichte, wo doch alles so schön bunt ist. Mittlerweile werde ich zumindest in Burg/Spreewald Foto-Andi gerufen. Ich fühle mich angenommen! (Interview: Danilo Rößger)

Alle Bilder auf dieser Seite: © Andreas Batke
Equipment: Leica M Monochrom und Leica M-P (Typ 240) mit Summicron-M 1:2/28 Asph, Summilux-M 1:1.4/28 Asph, Summilux-M 1:1.4/35 Asph, Apo-Summicron-M 1:2/50 Asph und Noctilux-M 1:1.25/75 Asph
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© Thomas Fege
© Thomas Fege

Andreas Batke wurde 1975 geboren und lebt am Rande der Lausitz. Neben seiner Tätigkeit als Krankenpfleger arbeitet er seit Jahren als Fotograf, unter anderem für das Museum Oder-Spree. Lange hat er Tiere fotografiert, bevor er sich Menschen zuwandte. Heute ist die Dokumentation des Ländlichen sein Arbeitsschwerpunkt. Mehr

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