Stylist der Wirklichkeit

Reger Besucherandrang begleitete gestern die Vernissage. Bis zum 14. Mai gibt die Ausstellung im Ernst Leitz Museum Wetzlar mit rund 150 Aufnahmen spannende Einblicke in das Werk des Fotografen. In mehr als fünf Jahrzehnten hat er ganz unterschiedliche Themen mit seiner Leica festgehalten und dabei alle Formen der Fotografie zwischen Dokumentation und freier Inszenierung ausgelotet.

Alberto Venzago war fast in der ganzen Welt unterwegs, hat in Australien, Japan und New York gelebt, bis er wieder in die Schweiz zurückkehrte. Er war immer ein Grenzgänger, und Rastlosigkeit gehörte viele Jahre zu seinem Alltag. Ob Reportagen aus dem Iran zur Zeit der islamischen Revolution oder die Abholzung des Regenwalds, ob Kinderprostitution in Manila, Voodoo-Zeremonien in Benin oder nicht zuletzt seine langjährige Beobachtung der Yakuza, der organisierten Kriminalität in Japan: Als Bildjournalist suchte Venzago immer die größtmögliche Nähe zu seinen Sujets, setzte sich nicht selten lebensbedrohlichen Gefahren aus.

Im Mittelpunkt seiner international publizierten und ausgezeichneten Reportagen stand immer der Mensch. Doch Venzago ist nicht nur ein erfahrener Bildjournalist, sondern auch ein professioneller Studiofotograf, dessen Werbekampagnen, einprägsam und ästhetisch zugleich, vielfach für Aufmerksamkeit sorgten. Sehr persönliche Porträts internationaler Stars wie Tina Turner, Penelope Cruz, Sting oder Mick Jagger sowie eine Vielzahl freier Motive demonstrieren die Vielfalt seines kreativen Könnens. Deutlich zeigt sich immer wieder, wie genau er es versteht, die Welt in all ihren faszinierenden Facetten festzuhalten.

Der nun in Wetzlar unter dem Titel Stylist der Wirklichkeit präsentierte Querschnitt zeigt die wichtigsten Stationen seines Lebenswerks. Schwerpunkte bilden die Serien zum Voodoo-Kult, den Yakuza, eine Auswahl seiner Celebrity-Porträts und weitere freie Arbeiten mit eher stillen Landschafts- und Naturaufnahmen. Dass Venzago längst auch als Filmregisseur für Furore sorgt, verdeutlicht eine Auswahl an Filmmaterial, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. 

Mehr Informationen sowie die Öffnungszeiten finden Sie auf der Seite vom Ernst Leitz-Museum. Im Steidl Verlag erschien begleitend die Monografie Taking Pictures. Making Pictures.