Zwischen Kirche und Kohle

Francesco Anselmi

9. Februar 2015

„Griechenland produziert rund 80 Prozent seines Stromes in der westmakedonischen Region Kozani. Die Kirche lag einst im Zentrum des Dorfes Komanos. Das Dorf wurde nach und nach entvölkert, um auch hier Kohle gewinnen zu können.“
„Griechenland produziert rund 80 Prozent seines Stromes in der westmakedonischen Region Kozani. Ende der 50er-Jahre genehmigte die Regierung hier den Abbau von Kohle und begann mit dem Bau von fünf Kraftwerken. Seitdem geriet die Wirtschaft der Region zusehends in Abhängigkeit vom schwarzen Gold – heute arbeiten zwei Drittel der Bevölkerung in der Bergbauindustrie.

Die Minen breiteten sich im Laufe der Jahre immer weiter aus. Städte und Dörfer, die auf dem Abbaugebiet des begehrten Rohstoffes lagen, wurden entweder in die nahegelegen Hügel verlegt oder mussten lernen, mit dem Bergbau zu leben.

Die Kirche auf dem Foto lag einst im Zentrum des Dorfes Komanos. Das Dorf wurde nach und nach entvölkert, um auch hier Kohle gewinnen zu können. Jeder der Minenarbeiter, der bisher mit dem Abriss der Kirche beauftragt war, hat den Auftrag abgelehnt oder die dafür vorgesehenen Planierraupen waren zufällig just in dem Moment nicht einsatzbereit.

Das Bild ist Teil meines Langzeitprojekts über die Auswirkungen der Finanzkrise in Griechenland. Während der Rest der Welt vermehrt auf erneuerbare Energien setzt, stimmte die griechische Regierung 2013 dem Bau eines noch größeren Kohlekraftwerks in der Region zu. Es soll 2020 in Betrieb gehen.“

Francesco Anselmi+-

Francesco Anselmi wurde 1984 in Mailand geboren und lebt heute in New York City und Athen. Er studierte Fotografie am Mailänder Istituto Italiano di Fotografia und am International Center of Photography, New York. 2012 begann er ein Langzeitprojekt über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise in Griechenland. Anselmi zählte zu den Finalisten des Leica Oskar Barnack Award 2014. Mehr

 

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Francesco Anselmi