(An-)organische und mechanische Verfahren

19. Dezember 2015

Die Photo Edition Berlin – Galerie und Verlag für Fotografie präsentiert mit "Raw Exposure" vier Positionen analoger experimenteller Fotokunst. Noch bis zum 13. Februar 2016.
Die Photo Edition Berlin – Galerie und Verlag für Fotografie präsentiert mit "Raw Exposure" vier Positionen analoger experimenteller Fotokunst. Noch bis zum 13. Februar 2016.

Claus Stolz (*1963) betreibt die radikalste Form der analogen Fotografie. Wo andere die von der Sonne beschienenen Objekte ablichten, richtet er seine Kamera direkt auf den Himmelskörper. Seit 15 Jahren arbeitet er nach diesem Verfahren, das er "Heliographie" nennt. Die Strahlungsintensität der Sonne, in manchen Werken abgeschwächt oder unterbrochen durch Bewölkung während der Belichtung, das verwendete fototechnische Aufnahmegerät und dessen Einstellungen (hier kommen Sammellinsen bis zu einem Meter Durchmesser zur Verwendung), das Filmmaterial sowie die Technik der Filmentwicklung bestimmen das Ergebnis.

Seit 1993 arbeitet Edgar Lissel (*1965) als bildender Künstler. In seinen interdisziplinären Projekten spürt Edgar Lissel den Spannungen zwischen Naturwissenschaft, Kunstgeschichte, Archäologie und künstlerischer Intention nach und untersucht Bildprozesse und den ephemeren Zustand des Bildes. In seinen frühen Arbeiten nutzte Edgar Lissel in der Zeit von 1993 bis 1995 die Technik der Camera Obscura und verwandelte einen LKW in eine Lochkamera. In weiteren Projekten verwandelte er ganze Wohnräume (1995 bis 1997) und Museumsvitrinen (1999 bis 2002) in eine Camera Obscura. Später untersuchte Edgar Lissel die direkte Lichteinwirkung auf Bakterienkulturen. Er nutzte die fototaktischen (Phototaxis) Eigenschaften (die Bewegung zum Licht) der Cyanobakterien für seine künstlerische Bildproduktion.

Der österreichische Künstler Harald Mairböck (* 1963) thematisiert den fotografischen Abbildungsprozess selbst und stellt diesen in einem Akt dar. Das Fotopapier dient dabei als Loch-Kamera. Die fertige Fotografie enthält alle Spuren des fotografischen Prozesses: die Spur des Objektivs, die Spuren der gefalteten Kamera und die Spuren der Lichtquellen, dem eigentlichen Foto im üblichen Sinn.

In den Jahren von 1985 bis 1991 bannte Jiří Šigut (* 1960) in einer permanenten Dauerbelichtung (bei offener Blende) alltägliche Beschäftigungen wie Bus-, Zug- und Fahrstuhlfahrten oder Spaziergänge auf einem einzelnen Filmnegativ – Notizen zur Umgebungstemperatur und der Geräuschkulisse vervollständigten das Werk. Anfang der 90er Jahre erweitert der Fotograf seine Tätigkeiten in der freien Natur (Serie: "Records"), wobei hier das Tageslicht und das Nachtlicht der Sterne, Mond, des Feuers oder Glühwürmchen die Szenerie illuminieren und auf dem lichtempfindlichen Träger des Fotopapiers sich einzeichnet.

Weitere Informationen finden Sie unter Photo Edition Berlin
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