Klimawandel im Mekongdelta

Viviane Dalles

12. Februar 2021

Mit poetischen Schwarzweißbildern macht die französische Fotografin auf die ökologischen Gefahren aufmerksam, die Vietnam als einen der weltweit größten Reisexporteure heimsuchen könnten.
Aufgrund der regen Agrarwirtschaft trägt das Mekongdelta auch den Beinamen „Reisschüssel Vietnams“. Der dortige Reisanbau ist jedoch durch die fortschreitende Versalzung des Wassers und des Bodens stark bedroht. Der Bau von hydraulischen Infrastrukturen flussaufwärts und der Rückgang von Niederschlägen im Laufe der Jahre haben den Lauf des Mekongs zudem extrem reduziert. Denkbar schlechte Aussichten also für die sehr wasserintensiven Reisfelder, deren Lage der steigende Meeresspiegel zusätzlich gefährdet.

Die Fotografin Viviane Dalles traf Kleinproduzenten im Mekongdelta, deren Ländereien von den Auswirkungen des Klimawandels bedroht sind, dokumentierte ihren Arbeitsalltag und beleuchtete ihre Lebensbedingungen, über die der Schleier einer ungewissen Zukunft liegt.

LFI:Mit welcher Motivation sind Sie an dieses Projekt herangegangen?
Viviane Dalles: Als ich meine Karriere begann, arbeitete ich in Südostasien. Ich war in Indien und später in Thailand unterwegs. Zu dieser Zeit hatte ich nicht die Möglichkeit, Vietnam in Ruhe zu erkunden. Das konnte ich erst Jahre später dank eines Stipendiums des französischen Kulturministeriums.

Was möchten Sie mit Ihren Bildern erreichen?
Nur wenige wissen über die Auswirkungen des Klimawandels in diesem Teil der Welt Bescheid, denn es ist sehr schwierig, als Fotograf oder Journalist in Vietnam zu arbeiten. Mein Ziel war es, die Situation durch das Fotografieren des täglichen Lebens der Einheimischen zu beschreiben und einen Einblick in die Veränderungen zu geben, die für die Zukunft des Mekongdeltas und seiner Bevölkerung entscheidend sind.

Wie schätzen Sie diese Zukunft ein?
Wenn der Wasserstand steigt, müssen die Bauern auf Garnelenzucht umsteigen. Wollen sie weiterhin Reis anbauen, müssen Pestizide zum Einsatz kommen. Die Kleinproduzenten stehen sehr unter Druck und haben keine Wahl. Sie können auf ihrem eigenen Land nicht wirklich machen, was sie wollen, und brauchen definitiv mehr finanzielle Unterstützung.

Warum bevorzugen Sie für dieses Projekt Schwarzweiß?
Ich habe das Projekt eigentlich in Farbe begonnen. Aber als ich vor Ort war, erschien es mir nicht als angemessen. Vietnam ist ein Land mit unglaublichen Farben, aber es ist sehr schwierig, diese sensible Thematik auf diese Art und Weise zu beschreiben. Ich fand, dass das Thema hinter der Schönheit der Landschaft verblassen würde. In Schwarzweiß ist es unkomplizierter, man konzentriert sich dann eher auf die Bedeutung des Fotos. Abgesehen davon denke ich seit Jahren darüber nach, zum Schwarzweißfilm zurückzukehren. Ende 2020 habe ich mir zu Hause eine Dunkelkammer eingerichtet. Ich freue mich darauf, wieder mehr mit meiner analogen Kamera zu arbeiten. (Interview: Danilo Rößger)

Alle Bilder auf dieser Seite: © Viviane Dalles
Equipment: Leica M6, Summicron-M 1:2/35 Asph, Summicron-M 1:2/50 Asph
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Viviane Dalles

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Viviane Dalles © Cristina Vatielli
© Cristina Vatielli

Viviane Dalles, 1978 in Frankreich geboren, schloss 2003 ihren Master an der National School of Photography in Arles ab. Anfang 2005, nach dem Tsunami im indischen Ozean, kündigte sie ihren Job im Archiv von Magnum Photos und kaufte ein Flugticket nach Indien. Ihre erste Reportage dort veränderte ihr Leben. Von da an stand der Entschluss fest, Dokumentarfotografin zu werden. Seitdem berichtet sie aus allen Ecken der Welt, vordernehmlich aus dem asiatischen Raum. Ihre Arbeiten wurden in Magazinen wie Geo, Elle, Vanity Fair und New York Times veröffentlicht. Seit 2012 ist sie in Frankreich ansässig. Mehr

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