Ins Gesicht geschrieben

Klaus Einwanger

13. Oktober 2020

Klaus Einwangers Projekt, in dem er Taxifahrer porträtiert, führte ihn nach New York, London und Tokio. Es ist ein visuelles Plädoyer für die Wertschätzung von Dienstleistungen.
Die von Klaus Einwanger fotografierten Gesichter erzählen Geschichten ­– vom Leben, vom Alltag und von den Entwicklungen in unserer Wertegesellschaft. Sein Projekt führte ihn nach New York, London und Tokio und erzählt, wie disruptive Geschäftsmodelle, Regelbrüche und Korruption den Markt auf den Kopf stellen.

LFI:Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Taxifahrer zu porträtieren?
Klaus Einwanger: Die Gespräche und Begegnungen mit Taxifahrern auf dem Weg zu Shootings und Terminen in New York, London und Tokio haben mich nachdenklich gestimmt und meiner starken inneren Haltung in Hinsicht auf „Wertschätzung“ weiteres Gedankenfutter beschert. So kam es zu der Entscheidung, diese Menschen, ihren Kampf, ihre Hoffnungen und ihre aktuelle Situation in meiner Sprache – dem Bild – in Momentaufnahmen zu dokumentieren.

Sie sprechen von einem schleichenden Wertverfall, den Sie visuell dokumentieren möchten. Was genau meinen Sie damit?
Gesichter sprechen Bände – berichten dem Betrachter von den Schicksalen. Und davon, welche Spuren verlorene Schlachten, unfaire Marktbedingungen und fehlende Wertschätzung oder gewährte Anerkennung im Antlitz von Menschen hinterlassen. Meine Porträts dokumentieren, decken auf und vergleichen exemplarisch.

Sie kommen mit vielen Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt. Wie fielen die Reaktionen der Porträtierten aus?
Die Reaktionen waren unterschiedlich und pendelten zwischen tiefer Resignation, beständiger Hoffnung und Stolz. Vor allem aber gab es große Unterstützung für das Projekt, um jede Möglichkeit zu nutzen die teilweise wirtschaftlich zerstörerische Entwicklung zu zeigen.

Denken Sie, dass Fotografie in der Lage ist, gesellschaftliche Änderungen hervorzurufen? Wie könnte das bei Ihrem Projekt aussehen?
Fotografie hat nach wie vor die Kraft und den Wunsch Sachverhalte aufzuzeigen und so zu Erkenntnis und Veränderungen beizutragen. Leider ist die Wirkung nicht mehr so stark wie noch vor Jahren, da wir mittlerweile visuell extrem überlastet und überfordert sind. Mit meinem Projekt weise ich darauf hin, dass wir alle durch unser Verhalten Verantwortung für einander tragen. (Interview: Danilo Rößger)

Alle Bilder auf dieser Seite: © Klaus Einwanger
Equipment: Leica SL, Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/24–90, Apo-Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/90–280
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Klaus Einwanger

Klaus Einwanger+-

Klaus Einwanger begann seine fotografische Ausbildung im Jahr 1984. Sechs Jahre später eröffnete er sein erstes eigenes Studium in Rosenheim. Von dort aus startete er seine fotografische Karriere, die ihn für zahlreiche Projekte in einem Zeitraum von 30 Jahren um die ganze Welt führte. Mittlerweile hat er weitere Studios in Berlin, New York und London und lebt in einer glücklichen Ehe, aus der drei Söhne hervorgingen. Mehr

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