Mitten im Geschehen

Peter Herrick

2. Dezember 2022

Peter Herrick spricht über seine Liebe zur Konzertfotografie mit der Leica M10-P.
Laut, heiß, dunkel und eng: Das Fotografieren in Musiklocations kann mitunter zur Herausforderung werden. Der Amerikaner Peter Herrick stellt sich dieser Herausforderung jedes Mal aufs Neue, um seine Lieblingsbands zu porträtieren und mitreißende, stimmungsvolle Momentaufnahmen voller Energie zu produzieren. Im Interview erzählt er von seinen Tricks und Kniffen, die er dafür vor der Bühne anwendet.

LFI: Wann haben Sie die Fotografie für sich entdeckt?
Peter Herrick:
Als ich 13 Jahre alt war, war ich besessen vom Snowboarden. In einem Snowboard-Camp erfuhr ich von einem Fotografieworkshop, der von Andy Wright geleitet wurde – dem Fotografen, dessen Arbeiten die meisten meiner Wände schmückten. Ich beschloss sofort, dass ich mit dem Fotografieren anfangen wollte. Den Rest des Sommers verbrachte ich damit, mir auf YouTube Fotografietutorials anzuschauen. Nach ein paar Wochen nahm ich schließlich die alte Minolta meiner Mutter mit auf einen Tagesausflug nach New York City. An diesem Tag verschoss ich zwei Rollen Film und schaffte es sogar, viele der Bilder vernünftig zu belichten. Dank meiner Onlinestudien war mein erster Fototag keine Komplettkatastrophe, und am Ende hatte ich zwei Fotos, die mir wirklich gefielen. Von diesem Moment an war ich süchtig und sparte auf meine erste DSLR. Als ich sie schließlich hatte, fing ich an, alles in meinem Leben zu dokumentieren. Der Rest ist Geschichte.

Was sind die größten Herausforderungen für Sie als Konzertfotograf?
Die größte Herausforderung ist der Umgang mit der Konzertbeleuchtung. Manche Veranstaltungsorte sind unglaublich dunkel und erfordern ISO-Werte von über 32 000, während andere Locations dynamische Beleuchtungssysteme haben, bei denen ich die Belichtung der Kamera alle paar Sekunden um zwei bis vier Blendenstufen ändern muss. Die nächstgrößere Herausforderung ist wahrscheinlich die physische Seite der Konzertfotografie. Viele der Blickwinkel, die mich interessieren, sind aus einer niedrigen Perspektive, sodass ich in der Regel 75 Prozent einer Show in der Hocke verbringe. Darüber hinaus muss ich mich schnell bewegen, um während des Auftritts einer Band mehrere Blickwinkel zu erhaschen.

Haben Sie einen bestimmten Ansatz, wenn Sie Liveauftritte fotografieren, oder variiert das von Band zu Band?
Meine Herangehensweise kann je nach Veranstaltungsort, Band und den Aufnahmebedingungen sehr unterschiedlich sein. Am liebsten fotografiere ich ein Konzert an einem vertrauten Ort mit einer Band, von der ich ein echter Fan bin. Wenn ich den Veranstaltungsort gut kenne, kann ich mich schnell zwischen verschiedenen Blickwinkeln bewegen. Wenn ich die Musik einer Band und die Kultur ihrer Fangemeinde kenne, kann ich die Stimmung, die Energie und das Erlebnis der Liveshow am besten dokumentieren.
Wenn ich aber auf der anderen Seite eine Band fotografiere, deren Musik ich noch nie gehört habe, und das an einem Ort, an dem ich noch nie war, halte ich mich an einen allgemeinen Rahmen für das Risikomanagement: Ich komme früh an und überlege mir einen Plan, wie ich mich effizient im Raum bewegen kann, um eine Reihe von Aufnahmen aus Winkeln zu machen, die ich für geeignet halte. Bei den ersten paar Liedern neige ich dazu, so nah wie möglich an der Bühne zu fotografieren. Bands eröffnen ihre Shows oft mit energiegeladenen Songs, und ich möchte für diese Momente mit einem Weitwinkelobjektiv bereit sein, um die Band und das Publikum einzufangen. Während der ersten paar Songs versuche ich auch, einige Nahaufnahmen zu machen, bei denen ich die einzelnen Bandmitglieder isoliere, bevor ich mich in der Location bewege. Dann gehe ich in der Regel an den am weitesten von der Bühne entfernten Ort und arbeite mich Song für Song näher heran, oft durch die Menge, um eine Reihe von Perspektiven einzufangen.

Was ist Ihre bevorzugte Kameraausrüstung in dieser Art von Umgebung?
Auf jeden Fall meine M10-P und das Elmarit-M 1:2.8/28 Asph. Das ist die Ausrüstung, die ich überallhin mitnehme. Die Geschwindigkeit und Einfachheit des M-Systems gibt mir das Gefühl, die volle Kontrolle über meine Kamera zu haben. Wenn es erlaubt ist, fotografiere ich in dunklen Umgebungen gern mit einem Blitz, der an dieses System gekoppelt ist. Ich verwende ab und zu auch mein Summicron-M 1:2/50 an meiner M10-P, aber ich mag es nicht, öfters während einer Show das Objektiv zu wechseln. Mein Traum-Setup sind wahrscheinlich zwei M11 mit einem Summilux-M 1:1.4/28 und einem Noctilux-M 1:1.25/75 … vielleicht ja eines Tages …
Danilo Rößger
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Peter Herrick
EQUIPMENT: Leica M10-P mit Elmarit-M 1:2.8/28 Asph, Summicron-M 1:2/50 Asph

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© Peter Herrick

Peter Herrick ist ein Fotograf aus Albany, New York. Er fotografiert seit seiner Kindheit und hat schon immer die Dinge dokumentiert, die ihm im Leben am meisten Spaß machen: alle Arten von Sport, Livemusik, Freunde, Fremde und Familie. Er lässt sich viel von Street Photography inspirieren und genießt den meditativen Charakter des alltäglichen Dokumentierens genau so wie das Fotografieren von hektischen Konzerten oder Sportveranstaltungen. Wenn er nicht fotografiert, macht er normalerweise Musik, klettert, spielt Hockey oder arbeitet in seinem Vollzeitjob in der Energiebranche. Mehr

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