Hypothesis

Henrik Spohler

17. April 2020

Henrik Spohler hat Orten nachgespürt, an denen Wissenschaft betrieben wird. Der Fotograf spricht über seinen jüngsten Bildband Hypothesis.
Henrik Spohler ist an Orte gereist, an denen Forscher mit Hochdruck, Leidenschaft und manchmal auch Widerwillen an den Speerspitzen der Wissenschaft arbeiten. Mit seinem Fotoessay, in dem er unser Verhältnis zur Natur und zur Umwelt untersucht, gibt er Einblicke in ein komplexes und hochentwickeltes Wissenschaftssystem als Basis für eine aufgeklärte und zukunftsgerichtete Gesellschaft – hochaktuell in Zeiten der Corona-Krise. Sein Bildband Hypothesis erschien am 31. März 2020.

LFI: Ihr Buch kommt zu einer turbulenten Zeit, gegenwärtig wird die Welt von der Corona-Krise erschüttert. Was ist ihr fotografischer Kommentar Ihres Buches, mal in Worte gefasst?
Henrik Spohler:In der gegenwärtigen Ausnahmesituation wird schnell deutlich, wie wichtig es ist, dass Wissenschaftler*innen international zusammenarbeiten, um gemeinsam globale Probleme zu lösen. In den Jahren 2017 bis 2019 habe ich mich fotografisch den oft verborgenen Orten der Wissenschaft gewidmet. Dabei ging es mir um die komplexen Welten der Naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung zu den Bereichen Zeit, Raum, Materie und Leben.

Was war Ihre Motivation für das Projekt?
Seit der Aufklärung bildeten naturwissenschaftliche Erkenntnisse das Fundament für die Industrialisierung und die moderne Gesellschaft. Die Grundlagenforschung von heute wirkt wie ein Perpetuum Mobile für immer neues Wissen, das später in der Angewandten Forschung in konkrete Innovationen umgesetzt wird. Seit dem Jahr 2000 gehe ich der Frage nach, wie neue Technologien die Gesellschaft zukünftig verändern werden. Hypothesis ist ein Blick in die Entwicklungskammern der Zukunft. Eine Sicht auf die Orte, die einem einzigen Ziel gehorchen: Die Welt von morgen mit neuen Erkenntnissen versorgen.

Wie haben Sie diese oft verborgenen Orten der Wissenschaft aufgetan, wie sind Sie hineingelangt?
Das Aufwendigste an dem Projekt war die Recherche in Büchern, Fachmagazinen und online: welche Forschung ist für ein Kapitel inhaltlich interessant, verbunden mit der Frage, ob sich eine Anlage für meine fotografische Auseinandersetzung überhaupt eignet. Es ist nicht so schwierig, Zugang zu Forschungsinstitutionen zu bekommen, wenn man ein ernsthaftes künstlerisches Interesse nachweisen kann und eine Publikation plant. Mein Projekt habe ich zu einer Zeit begonnen, wo sich Wissenschaftler*innen weltweit zum March for Science zusammengeschlossen haben, um sich gegen die Zeiterscheinung der Alternative Fakten zu behaupten. Es gab im Grunde einen Konsens darin, Öffentlichkeit herzustellen.

Henrik Spohler: Hypothesis
Hardcover 30 x 25 cm, 112 Seiten, 45 Abbildungen, € 34,-
Essay von Urs Stahel, Bildtexte von Inke Suhr
Englisch / Deutsch
Hartmann Books
Carla Susanne Erdmann
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Henrik Spohler

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Porträt Henrik Spohler (c) David Küenzi
© David Küenzi

Geboren 1965 in Bremen. Studierte an der Folkwangschule/Universität Essen und arbeitet seit 1992 als freischaffender Fotograf. Seine vielfach ausgezeichneten Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten und wurden national und international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Seine monografischen Publikationen „In Between“ (2016) und „The Third Day“ (2013) erreichten große Bekanntheit. Seit 2009 ist er als Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin im Studiengang Kommunikationsdesign tätig. Mehr

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