Buch des Monats – The April Theses

Davide Monteleone

5. Juli 2017

1917 konnte Wladimir Iljitsch Uljanow, Führer der revolutionären bolschewistischen Partei, besser bekannt unter seinem Nom de guerre Lenin, das Schweizer Exil verlassen, um innerhalb weniger Monate einen revolutionären Umbruch zu entfachen. Genau 100 Jahre später folgte der Davide Monteleone Lenins Spuren.
Eine Zeitreise: 1917 konnte Wladimir Iljitsch Uljanow, Führer der revolutionären bolschewistischen Partei, besser bekannt unter seinem Nom de guerre Lenin, das Schweizer Exil verlassen, um innerhalb weniger Monate einen der bis heute wirkmächtigsten revolutionären Umbrüche zu entfachen. Genau 100 Jahre später folgte der italienische Fotograf Davide Monteleone Lenins Spuren. Von Zürich aus erforschte er über Deutschland, Schweden und Finnland bis nach St. Petersburg seinen Weg und setzte die zweiwöchige Reise des Revolutionärs, dessen Wirken nicht nur Russland, sondern die ganze Welt verändern sollte, auf unterschiedliche Weise in Szene.

Die Dokumente und Erfahrungen dieser Spurensuche hat Monteleone nun in einem Bildband vorgestellt. Titelgebendes Dokument ist die Bezeichnung des politischen Programms, das Lenin im April 1917, unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem zehnjährigen Exil vorstellte. Auf der Suche nach dem ursprünglichen Entwurf der April-Thesen forschte Monteleone u.a. in russischen Archiven und wertete literarische Quellen aus. Der Bildband präsentiert nun eine Mischung aus Archivfotografien, Reisedokumenten und Landschaftsimpressionen sowie komplett inszenierte Aufnahmen. Denn die echte und die inszenierte Reise vermischen sich spätestens in dem Teil des Projekts, in dem der Fotograf in die Rolle Lenins schlüpft und sich an den Stationen der Reise selbst porträtiert. So entsteht mit dieser Chronologie zweier bedeutender Wochen eine spannende Bildgeschichte, die das Genre der Dokumentarfotografie nicht nur hinterfragt, sondern es auch in einer ungewöhnlich individuellen Weise neu interpretiert.

Monteleone hat sich in den letzten 16 Jahren immer wieder mit der russischen Geschichte beschäftigt. Von 2001 bis 2003 lebte er in Moskau und arbeitete dort als Korrespondent der Agentur Contrasto. Die dort gesammelten Erfahrungen sollten in der Folgezeit großen Einfluss auf seine Arbeit haben und sich in einer Serie von Bildbänden niederschlagen. 2007 erschien sein erstes Buch Dusha. Russian Soul, zwei Jahre später folgte La Linea Inesistente. 2012 erhielt er für das Buch Rote Distel den European Publishers Award for Photography und 2013 veröffentlichte er den Bildband Spasibo. Mit seinem jüngsten Bildband hat er nun ein neues beachtenswertes Kapitel der Auseinandersetzung mit der politischen Situation und Geschichte Russlands angefügt.
Ulrich Rüter

Davide Monteleone, The April Theses, 128 Seiten (optional 112 Seiten) + 16 Seiten im kleineren Format, 17 x 23,6 cm, Edizioni Postcart
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Davide Monteleone

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Der 1974 geborene Fotograf verbrachte die ersten 18 Lebensjahre an mehreren Orten in Italien. Ein Ingenieursstudium brach er ab, um zunächst in den USA und später in England zu leben. Hier entdeckte er sein Interesse für Fotografie und Journalismus. 2000 kehrte er nach Italien zurück, absolvierte ein Studium der Fotografie und begann für italienische Zeitschriften zu arbeiten.

Heute ist er regelmäßig in den wichtigsten internationalen Magazinen vertreten und hat in den letzten Jahren zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Seit seinem Aufenthalt in Moskau (2001–2003) ist die Auseinandersetzung mit Russland sein wichtigstes Thema. Mehr

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