Adam Hinton: Wenn ich an die Ukraine denke…

„Wenn ich an die Ukraine denke, fällt mir dieses Foto ein; Irina Slakar, wie sie ihren Hochzeitsschleier anprobiert. Sie will Demitri heiraten, einen ehemaligen Bergarbeiter in Donezk, Ukraine. Das Bild habe ich im August 1993 aufgenommen. Ich arbeitete an einem Langzeitprojekt, um die Veränderungen nach dem Ende der UdSSR in Donezk zu dokumentieren. Ich besuchte Donezk erstmals im Dezember 1991, drei Wochen vor dem Zusammenbruch der UdSSR. Ursprünglich war ich dort, um die Bergarbeiter der Region zu fotografieren.

Ich wohnte bei einer Bergarbeiterfamilie, den Slakars: Victor und Katiya mit Katiyas Kindern aus erster Ehe, Irina und Sergey. Die Familie war sehr gastfreundlich und ich hatte einen angenehmen Aufenthalt. Wir schlossen eine enge Freundschaft, und sie luden mich in den folgenden vier Jahre wieder ein. Ich kehrte zurück, um eine Reihe großer Familienereignisse wie die Hochzeit von Irina und Demitri zu fotografieren. Dieses ist eines meiner Lieblingsbilder, denn es scheint einen sehr nachdenklichen Moment einzufangen, als Irina den Schleier anprobiert. All die Hoffnungen, die sie für die Zukunft hat, und dass das Leben gut zu ihnen sein möge. Leider habe ich den Kontakt zu den beiden verloren, als mein englischsprachiger Kontaktmann in den Ruhestand ging und Donezk verließ. Ich weiß, dass Victor und Katiya ans Schwarze Meer gezogen waren, um sich zur Ruhe zu setzen, während Irina und Sergey in Donezk blieben. Ich habe 2015 versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, aber es war nicht möglich. Ich kann nur hoffen, dass es ihnen irgendwo abseits des Konflikts gut geht und sie in Sicherheit sind.“

Text: Adam Hinton; Bild: © Adam Hinton/Panos