1. März 1871: Geburt von Ernst Leitz II

1. März 2021

Ohne ihn würde es die Leica vermutlich gar nicht geben: Ernst Leitz II. Vor 150 Jahren wurde er geboren.
„Ich entscheide hiermit: Es wird riskiert“ – mit diesem Satz schrieb Ernst Leitz II nicht nur Firmengeschichte, sondern seine Anweisung zum Bau der Leica sollte vor allem auch zur Durchsetzung der Kleinbildfotografie führen und die Geschichte der Fotografie nachhaltig prägen. Es war eine mutige Entscheidung und vor allem ein unternehmerisches Wagnis in der Besprechung im Juni 1924, entgegen dem Rat zahlreicher Firmenvertreter, für die Produktion der neuartigen Kamera einzutreten. Ernst Leitz II hatte das richtige Gespür für die Innovation, hatte er doch bereits zehn Jahre zuvor auf einer Geschäftsreise nach New York eigene Erfahrungen mit der Kamera gewonnen, deren Prototyp, die Ur-Leica, Oskar Barnack, damals Leiter der Versuchsabteilung, gerade erst konstruiert hatte. Dieser Prototyp war keineswegs perfekt, aber das Potenzial der Liliput-Kamera, wie sie zunächst hieß, erkannte Leitz sofort. Sehr genau verfolgte er die Arbeiten an der Ur-Leica weiter und unterstützte alle notwendigen technischen Verbesserungen.

Das Unternehmen, das sein Vater mit neuartigen Produktionsmethoden zum weltweit größten Hersteller von Mikroskopen ausgebaut hatte, bekam durch Ernst Leitz II, seit 1906 Teilhaber und nach dem Tod des Vaters 1920 Alleingesellschafter, eine neue Richtung. Die unternehmerische Entscheidung für die Leica war in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein Wagnis, doch die Kleinbildfotografie sollte sich rasch durchsetzen, da nicht zuletzt Bildjournalisten, die den in den 1920er-Jahren rasant wachsenden Markt von Illustrierten und Magazinen bedienten, schnell verstanden, welche Vorteile die kleine handliche und schnell arbeitende Kamera bot. Bereits 1925 wurden über 900 Leica A-Modelle gefertigt, der Absatz verdoppelte sich jährlich, die Folgemodelle der Kamera sowie fototechnisches Zubehör wurden mehr und mehr zum Standbein des Unternehmens.

Ernst Leitz II war ein Unternehmer, der mehr als nur deutsche Wirtschaftsgeschichte geschrieben hat. Auch sein politisches und soziales Engagement waren bemerkenswert. Nicht nur war ihm die langfristige Absicherung des Unternehmens mit allen Arbeitsplätzen in wirtschaftlich und politisch bewegten Zeiten wichtig, sondern als Demokrat trat er auch beherzt für seine Überzeugungen ein. Seit 1918 war er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. Während der nationalsozialistischen Diktatur provozierte er das Regime mit der Unterstützung verfolgter Juden. Seine Tochter geriet wegen gezielter Rettungsaktionen in Gestapo-Haft, sogar die Enteignung des Unternehmens drohte. Doch unbeirrt verfolgte er seine humanistischen Überzeugungen.

Als Ernst Leitz II 1949 seinen drei Söhnen die Firmenleitung übergab, konnte er trotz der Kriegsfolgen auf ein stabiles Unternehmen blicken. 1951 wurde ihm als besondere Ehrung die 500.000 Leica überreicht. Als er am 15. Juni 1956 im Alter von 85 Jahren stirbt, haben bereits 850.000 Leica Kameras das Werk in Wetzlar verlassen. Anlässlich seines 80. Geburtstags hatte der damalige Bundespräsidenten Theodor Heuss Ernst Leitz II so charakterisiert: Er sei „ein Mann, unverwirrt in sich ruhend, nüchtern und wagend, eine Individualität eigener Prägung.“ Am 1. März jährt sich sein Geburtstag zum 150. Mal. (Ulrich Rüter)

Buchtipp:
Knut Kühn-Leitz (Hg.), Ernst Leitz II
„Ich entscheide hiermit: Es wird riskiert.“ …und die Leica revolutionierte die Fotografie
280 Seiten
Heel Verlag

Alle Bilder auf dieser Seite: © Leica Camera AG
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