Gianni Berengo Gardin: Leica Hall of Fame Award

16. November 2017

Die Bemerkung des großen italienischen Meisterfotografen Gianni Berengo Gardin, dass er sich gar nicht sicher sei, ob er diese Auszeichnung verdiene, kann nur als rhetorische Bescheidenheit gedeutet werden. Denn ganz sicher steht ihm, wie kaum einem anderen Leica Fotografen seiner Generation, ein Platz in der Leica Hall of Fame zu.
Am 15. November ist Gianni Berengo Gardin in Rom mit dem Leica Hall of Fame Award ausgezeichnet worden. Neben vielen weiteren Preisen erhielt er bereits 1995 den Leica Oskar Barnack Award. Seine Werke werden derzeit im Rahmen der großen Ausstellung Grandi Maestri. 100 Anni di Fotografia Leica im Complesso del Vittoriano – Ala Brasini vom 16. November 2017 bis 18. Februar 2018 präsentiert.

Der 1930 geborene Gianni Berengo Gardin hat maßgeblich den italienischen Bildjournalismus geprägt. Sein unvergleichlicher Blick auf Land und Leute, den Alltag und die besonderen Momente des Lebens prägen seine Arbeiten. Immer wieder ist es ihm gelungen, die Balance zwischen tagesaktueller Bilderzählung und zeitlosem Moment zu halten. Doch er veröffentlichte nicht nur in Zeitungen und Magazinen, sondern die Zahl seiner Buchpublikationen beläuft sich mittlerweile auch auf die sagenhafte Zahl von 200 Titeln. Freundlich lächelnd bemerkt er hierzu im Gespräch: „Ich mache meine Bücher aus Egoismus. Wenn man Bilder in einer Zeitung veröffentlicht, wird sie am nächsten Tag weggeworfen. Ein Buch jedoch kommt in die Bibliothek. Fotos bleiben.“ Und längst sind viele seiner Fotografien, die ursprünglich im Kontext einer Reportage standen, Ikonen der klassischen schwarzweißen Fotografie des 20. Jahrhunderts.

Das Werk und die Karriere des Fotografen sind seit über sechzig Jahren eng mit Leica verbunden: „Meine Beziehung zu Leica begann schon bevor es das M-System überhaupt gab. Lange davor, mit einer Leica IIIc. Dann, als 1954 die M3 herauskam, wurde es zu einer unbändigen Leidenschaft. Ich hatte alle M-Modelle, die seit damals herausgebracht wurden. Bis zur M7, die noch immer im Gebrauch ist. Sie verwende ich am meisten. Für mich ist die Leica nicht irgendeine Kamera, sondern DIE Kamera.“ Kein Wunder also, dass all seine Kameras einen Vitrinen-Ehrenplatz in seinem Haus gefunden haben. Und ein ganz besonderes Sammlerstück ist jetzt noch dazu gekommen, denn im Rahmen des Leica Hall of Fame Award hat er eine speziell für ihn angefertigte vollmechanische Leica M-A mit Objektiv erhalten.

Noch mehr Einblicke und Information bieten das Interview und der Film, der anlässlich der Ehrung des Fotografen produziert wurde und hier anzuschauen ist.

Der Leica Hall of Fame Award wurde 2011 ins Leben gerufen, um herausragende Fotografen zu ehren, die sich um das Genre Fotografie und die Marke Leica besonders verdient gemacht haben. Bisherige Preisträger sind Steve McCurry, Barbara Klemm, Nick Út, René Burri, Thomas Hoepker, Ara Güler und Joel Meyerowitz. 
Ulrich Rüter
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