China aus der Luft
China aus der Luft
Wulf-Diether Graf zu Castell-Rüdenhausen
12. Juni 2015
Shanghai. Im Vordergrund ist hier Nandao zu sehen, im Hintergrund Zhabei und Hongkou. Die Aufnahme entstand in rund 2500 m Höhe
Wulf-Diether Graf zu Castell-Rüdenhausen, 1905 in Berlin geboren, arbeitete seit 1930 bei der Lufthansa als Flugkapitän. Ab 1933 war er einer der ersten entsandten Piloten, die für die Europäisch-Asiatische Luftpostaktiengesellschaft Eurasia fliegen konnten. Er gehört zu den großen Flugpionieren, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die ganze Welt durch das Flugzeug noch einmal neu entdeckten, Kontinente näher zusammenrücken ließen und bisher kaum bekannte Gegenden erkundeten. Bei seinen Flügen fotografierte er mit seiner Leica Gegenden Chinas, die zuvor kaum ein Europäer gesehen hatte. Diese Aufnahmen sind kostbare Dokumente aus einer Zeit, als das Fliegen noch ein Abenteuer war. Eine Auswahl seiner einmaligen Fotografien aus der Luft veröffentlichte Castell 1938 in dem Bildband Chinaflug. In seiner Leidenschaft für das Fliegen ging es ihm weniger um Rekorde und Auszeichnungen, sondern viel mehr um die Erforschung der Welt. Neben den fliegerischen Leistungen sind es aber auch seine Fotografien, die uns bis heute an seinen Erfahrungen teilhaben lassen.
Während seiner Flüge sammelte Castell großartige Eindrücke des Landes, von Kanton bis zu den mongolischen Städten des Nordens, von der schon modernen Metropole Shanghai bis zu den gewaltigen unberührten Gebirgen des Himalaya. Seine Luftaufnahmen haben einmalige Landschaften Chinas festgehalten, die vielfach dem heutigen Bild des Landes kaum mehr entsprechen. Castells Interesse an der Schönheit und Erhabenheit der Landschaft, an den Besonderheiten und Eigentümlichkeiten der porträtierten Menschen und Städte fasziniert noch immer. Seine Leica Fotografien sind nicht nur klassische, archäologische Aufnahmen der Luftbildfotografie, sondern auch bedeutende Beispiele einer besonderen Symbiose aus den leidenschaftlichen Interessen für das Fliegen und die Fotografie. Chinas Geschichte und Gegenwart, Tradition und Moderne werden durch Castells Fotografien visuell erlebbar.
Rund 1500 Aufnahmen sind erhalten. Nach Castells Tod wurden die Negative an die Archive des Deutschen Museums und des Völkerkundemuseums in München übergeben. Eine Auswahl dieses Bestandes wird nun in Zusammenarbeit mit Leica im Chinesischen Kulturzentrums Berlin gezeigt, nachdem die Fotografien wenige Tage zuvor in der chinesischen Botschaft präsentiert wurden.
Ein Katalog zur Ausstellung ist ab sofort im
LFI-Shop erhältlich.
Wulf-Diether Graf zu Castell-Rüdenhausen+-
Wulf-Diether Graf zu Castell-Rüdenhausen wurde 1905 in Berlin geboren und wuchs im Schloss Seeläsgen am Nieschlitzsee (heute: Przełazy, Polen) in Mark Brandenburg auf. Schon mit 21 Jahren erhielt er seinen Pilotenschein und unterrichtete während seines Jurastudiums in München an der Verkehrsfliegerschule in Schleißheim.
Ab 1930 arbeitete er für die Deutsche Lufthansa und war von 1933 bis 1936 beauftragt, mit der Lufthansa-Tochtergesellschaft Eurasia in China ein Flugverkehrsnetz aufzubauen. Zunächst flog er mit einer einmotorigen Junkers-Maschine, der W 33, später auch die dreimotorige JU 52. Als Flugpionier war er auch von 1939 bis 1941 in Südamerika unterwegs. Allein bei der Lufthansa legte Castell rund zwei Millionen Flugkilometer zurück. Von 1949 bis 1972 war er Geschäftsführer des Münchner Flughafens in Riem. Er war mit der Schauspielerin Luise Ullrich (1910-1985) verheiratet. Wulf-Diether Graf zu Castell-Rüdenhausen starb 1980 nach dem Sturz von einer Leiter. Mehr
Shanghai. Im Vordergrund ist hier Nandao zu sehen, im Hintergrund Zhabei und Hongkou. Die Aufnahme entstand in rund 2500 m Höhe
Sommerpalast. Die Aufnahme entstand aus einer Höhe von 400 Metern. Den Sommerpalast hat Kaiser Qianlong an einem künstlichen See um 1750 bei Peking erbauen lassen
Stadtmauer Peking. Die am Westrand Pekings verlaufende gewaltige Stadtmauer war eine der eindrucksvollsten Stadtbefestigungen
Kaisergrab aus der Song-Dynastie, ein Beispiel für die pyramidenförmigen Gräber in der Provinz Henan. Zum Grab führt eine Geisterallee, die Figuren ragen im Sommer aus dem dort angebauten Getreide heraus
Springflut Hangzhou. Ein einzigartiges Naturschauspiel zeigt sich jährlich zur Sonnenwende (im August nach dem chinesischen Mondkalender). Die riesige Flutwelle hat in der Bucht von Hangzhou eine Breite von etwa 100 Kilometern und fließt hier in die Mündung des Qiantang-Flusses