Faces & Places

Till Brönner

31. März 2016

Till Brönner gilt nicht nur als einer der erfolgreichsten Jazztrompeter unserer Zeit, er hat auch eine besondere Beziehung zum Visuellen. Ein Gespräch über den Wechsel zur Farbe, Lieblingsbilder und den eigenen Stil.
Till Brönner gilt nicht nur als einer der erfolgreichsten Jazztrompeter unserer Zeit, er hat auch eine besondere Beziehung zum Visuellen. Seit er mit seiner ersten Leica-Kamera gleichsam die Liebe zur Fotografie entdeckt hat, ist es nicht nur Brönner, der fotografiert wird, sondern der Musiker fotografiert – bevorzugt Porträts nationaler und internationaler Berühmtheiten. Gleichzeitig ist der Trompeter oft auf Reisen – in seinen jüngsten Aufnahmen wendet er sich vermehrt der Street Photography zu. Ein Gespräch über den Wechsel zur Farbe, Lieblingsbilder und den eigenen Stil.

Klassische Porträtaufnahmen und sehr emotionale Straßenbilder – wie ist es zu dieser Bandbreite gekommen?

Meine Reiserei dürfte vor allem Street Photography erwarten lassen. Meine Bilder zeigen tatsächlich exakt die Dinge, die ich sehe, wenn ich als Musiker auf Tournee bin. Wahrscheinlich gibt es als nächstes eine Serie über Hotels! [lacht]


Ist eine Ausstellungseröffnung mit einem Bühnenauftritt vergleichbar?

Ich denke nicht. Vorbereitung ist allerdings in beiden Fällen alles. Wenn Bilder gerahmt sind und hängen, dann war’s das mit der Einflussnahme. Als Jazzmusiker geht es immer erst los, wenn man die Bühne betritt. Ich habe also beides in meinem Leben – Spontanität vor und während der Kür. Musizieren während einer Vernissage kommt für mich aber nicht in Frage, da trenne ich strikt.


Wann entscheiden Sie sich für Schwarzweiß, wann für Farbe?

Ich war lange ein Zauderer, wenn es um Farbe ging. An erster Stelle deshalb, weil ich Schwarzweiß sehr liebe, da die Zeit keine so große Rolle spielt, der Inhalt dafür umso mehr. Oft kommt auch noch das Problem dazu, dass neongelbe Windjacken und pinke Fleecepullover grundsätzlich immer dann im Bild stehen, wenn sie nicht willkommen sind. Zu guter Letzt hat es eine Weile gedauert, bis ich mit Farbe so umgehen konnte, wie meine eigenen Augen Farbe sehen – warm und angenehm, dabei durchaus nicht weniger leuchtend.


Gibt es ein Bild, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Ja, das gibt es. Lustigerweise sind es oft die frühen Bilder eines Fotografen, die er selbst als wichtig benennt. Das hat sicherlich etwas mit der Begeisterung und Neugierde zu tun, die in der DNA eines frühen Fotos steckt und beim Betrachten sofort wieder gegenwärtig ist. Mein Lieblingsfoto ist ein Porträt des südafrikanischen Trompeter Hugh Masekela, dessen Entstehung mir noch sehr nah ist.


Ab dem 1. April ist die Ausstellung Faces & Places in der Hamburger Galerie Jenny Falckenberg zu sehen. Unter demselben Titel werden Brönners Arbeiten ab dem 22. April auch in der Leica Galerie Wetzlar ausgestellt.
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Till Brönner

Till Brönner+-

Geboren 1971 in Viersen. Nach einer klassischen Ausbildung folgte das Studium der Jazztrompete an der Hochschule für Musik in Köln. Nach nur drei Semestern überzeugt er bei einem Vorspiel den Chef der RIAS Big Band Berlin. Neben seiner internationalen Solokarriere lehrt Brönner als Dozent an der Hochschule Dresden. Er lebt in Berlin und Los Angeles. Mehr

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