Treze
Treze
Stefano Bandini
13. Januar 2023
LFI: Warum ausgerechnet Brasilien? Was hat Sie an diesem Thema so fasziniert?
Stefano Bandini: Mein Interesse an Brasilien begann, als ich mich mit einem Ehepaar anfreundete, das eine enge Beziehung zu diesem Land hat. Einer ihrer Verwandten, Don Sandro Spinelli, ist ein katholischer Priester, der die meiste Zeit seines Lebens im Nordosten Brasiliens verbracht hat, der immer noch eine der ärmsten Regionen des Landes ist. Don Sandro hat sich den Geist der Befreiungstheologie zu eigen gemacht. Das bedeutet, dass er seine Energie und Zeit vor allem darauf verwendet hat, Gewerkschaften für ausgebeutete Bauern und Arbeiter zu organisieren. Ich hatte das Privileg, ihn über sein Leben sprechen zu hören und ein Buch von ihm zu lesen. Es war so faszinierend, dass ich über eine Fotoreise nach Brasilien auf seinen Spuren fantasierte.
Was war die Intention hinter der Geschichte?
Für mich hat die Fotografie mindestens zwei Bedeutungen. Erstens ist sie eine Möglichkeit, Orte und Menschen zu erkunden und besser zu verstehen. Zudem denke ich, dass die Fotografie immer noch ein sehr mächtiges Medium ist, das eine tiefe Bedeutung vermitteln kann. Deshalb habe ich beschlossen, nach Brasilien zu fliegen und einen Monat dort zu verbringen, um mein „drittes Auge“ zu benutzen. Es besteht auch die Absicht, die Bilder mit Don Sandros Texten zu kombinieren und ein Buch zu veröffentlichen, das über Crowdfunding finanziert wird.
Wie sind Sie in Kontakt zu den Menschen gekommen, und wie haben sie reagiert?
Glücklicherweise kannte ich dort bereits Leute, die mir halfen, zu den Einheimischen Kontakt aufzunehmen. Ich kam in die abgelegensten ländlichen Dörfer, wo ich die Sem-Terra- (Landlosenbewegung) und Sem-Teto-Gemeinschaften (Menschen ohne Häuser, die kleine Landstücke besetzen, um Unterkünfte zu bauen) kennenlernen konnte. Obwohl ich den Eindruck hatte, dass es dort nicht so schwierig ist, Menschen zu fotografieren, fiel es mir leichter, mit ihnen in Kontakt zu treten, da ich von vertrauenswürdigen Einheimischen vorgestellt wurde. An dieser Stelle möchte ich Danilo Radaelli, Erica Spinelli und Don Sandro Spinelli dafür danken, dass sie diese Reise möglich gemacht haben; zudem Jocimar, Vera, Santilo und seiner Familie für die unschätzbare Hilfe in Brasilien.
Warum war die Leica SL2 die perfekte Wahl für Ihre Serie?
Die SL2 ist einfach einzurichten und zu benutzen. Sie liegt sehr gut in der Hand und ist kein großes Problem, wenn man sie einen ganzen Tag lang tragen muss. Sie ist sehr schnell und präzise, ideal für meine Art der Fotografie. Eine der besten Funktionen ist die Warnung vor überbelichteten Lichtern im Sucher. Das ist eine große Hilfe, um richtig belichtete Bilder zu bekommen. Die Dateien bieten genügend Raum für die Wiederherstellung unterbelichteter Bereiche. Rauschen ist kein großes Problem, zumindest bis ISO 3200 habe ich großartige Dateien erhalten. Aber der beste Aspekt des SL-Systems sind die beiden Objektive, die ich verwendet habe: Sie sind fantastisch. Abgesehen von der unglaublichen Schärfe ist die Bildqualität insgesamt einfach großartig.
Hat das Projekt gewisse Sichtweisen bei Ihnen geändert?
Ein paar Tage in einer Sem-Terra-Gemeinschaft zu leben verändert die Perspektive. Doch trotz der schwierigen Lebensbedingungen dort lächeln die Menschen immer und teilen das Wenige, das sie haben – ohne etwas dafür haben zu wollen. Außerdem war ich während des brasilianischen Präsidentschaftswahlkampfs dort. Ich war in einer der ärmsten Regionen Brasiliens und reiste mit politischen Aktivisten. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Vertrauen und Hoffnung die Menschen dort in die Politik setzen. Deshalb lautet der Titel dieses Werkes Treze, dreizehn auf Portugiesisch. In Brasilien wird jedem Kandidaten eine Zahl zugeordnet; die 13 war die Zahl, die dem neu gewählten Präsidenten Lula zugeordnet wurde.
Stefano Bandini+-
… wurde 1965 in Mailand, Italien, geboren und lebt derzeit in Cernusco sul Naviglio (Mailand). Er hat einen Abschluss als Maschinenbauingenieur und arbeitete als Ingenieur in Mailand, bevor er 2006 nach Japan zog und ein kleines Restaurant in Kyoto leitete. Jetzt ist Stefano zurück in Italien und arbeitet als Berater in der Stahlindustrie. Seine erste Kamera kaufte er im Alter von 20 Jahren. Im Jahr 1998 nahm er am Toscana Photo Workshop mit Paolo Pellegrin und Jim Megargee teil. Im Jahr 2002 stellte er im Castello Sforzesco in Mailand eine Arbeit über die Situation verlassener Kinder in Rumänien aus, die in einem von Denis Curti kuratierten und von Mazzotta Fotografia publizierten Buch veröffentlicht wurde. Im Jahr 2017 veröffentlichte der Leica Camera Blog seine Arbeit Japan in Black and White. Mehr