Bonfire Night
Bonfire Night
Sébastien Pipo
13. November 2015
Die Bonfire Night in Belfast haben Sie sich jetzt bereits zum zweiten Mal angesehen: Weshalb war einmal nicht genug?
Der überbordende Patriotismus, das bunte Treiben und die mitreißende Atmosphäre der Bonfire Night waren die perfekte Plattform für mich. Deshalb kam ich wieder. Dort gibt es kunstvoll geschichtete, bis zu 30 Meter hohe Stapel aus Holz, Paletten und Autoreifen, überall in Belfast, mit Flaggen dekoriert, die dann angezündet werden. Für mich ein Ausdruck des für Nordirland typischen Zusammenspiels von Tradition, Patriotismus und Provokation.
Ich mag den Ort, der sich von allen anderen in Großbritannien unterscheidet, die Menschen sind etwas ungeschliffen, aber sehr nett. Zwischen meinem ersten Mal 2003 und meiner Rückkehr liegen fünf Jahre – ich wusste, dass ich irgendwann mit einer Digitalkamera wiederkommen würde. Als ich analog fotografierte, konnte ich meine Möglichkeiten nicht zu 100 Prozent ausnutzen. Die M (Typ 240) war nun ein voller Erfolg.
Sie lassen sich von verschiedensten Genres und Fotografen wie Alex Webb, Diane Arbus oder Joel Peter Witkin beeinflussen und sagen, dass Sie für sich noch keine Richtung entwickelt hätten. Ihre Bilder haben aber einen deutlichen Wiedererkennungswert, insbesondere, wenn es sich um Streetphotography und Reportage handelt. Zeichnen sich hier doch Präferenzen für ein Genre und einen bestimmten Stil ab?
Inspiration sind für mich der Reportagenstil von Darcy Padilla und Jacob Aue Sobol oder die surrealen Stills von Roger Ballen. Ich bewundere aber auch die Arbeiten anderer Fotografen in der LFI Galerie: Die erotischen Welten von Alex Coghe und Maximala, die Streetphotography von Pierre Belhassen oder die atmosphärischen Aufnahmen aus China von Wujingli. Zwei Präferenzen jedoch habe ich: Erstens die Farbigkeit von Alex Webb, Harry Gruyaert, David Alan Harvey, Letzterer mit wundervollen Tönen und einer scheinbaren Magie in der Komposition. Die zweite ist dunkler, Vorbilder wären Jacob Aue Sobol oder Mary Ellen Mark. Das sind meine beiden Pole, aber ich muss mich mehr fokussieren. Die großen Klassiker entdecke ich erst jetzt – Sebastião Salgado, James Nachtwey, Joel Peter Witkin, Mary Ellen Mark, Diane Arbus, um nur einige zu nennen.
Für Ihre fotografische Arbeit haben Sie in den letzten Jahren verschiedene Leica-Kameras und -Objektive benutzt, die M6, die M (Typ 240), das Summilux-M 35 mm, das Summilux-M 50 mm und das Summicron-M 90 mm. Wie hat das Ihre Arbeit beeinflusst?
Sehr deutlich. Ohne die M wären mir einige Aufnahmen nie und nimmer gelungen. Mein bevorzugtes Objektiv ist das Summilux-M 35 mm, dieses Objektiv und die M bilden ein magisches Duo. Außerdem ist es eine große Ehre dasselbe Kamerasystem wie Henri Cartier-Bresson und andere Berühmtheiten nutzen zu können. Ganz ohne Zweifel hat das M-System meinen Blickwinkel und den Stil beeinflusst.
Sébastien Pipo+-
38, geboren in Toulouse, wo er auch heute lebt und für Airbus tätig ist. Fotografiestudium von 1994 bis 1996 an Lycée Professionnel Molière Orthez. Mehr