Der Degendieb
Der Degendieb
Robert Lebeck
29. Juni 2020
Die offene Limousine mit dem belgischen König Baudouin in schneeweißer Uniform und dem neuen kongolesischen Präsidenten Joseph Kasavubu hatte den Fotografen schon passiert, als sich plötzlich ein Mann zwischen Wagen und Eskorte drängte und dem ehemaligen Kolonialherrn das Symbol der Macht, den Paradedegen, entwendete. Reflexartig nahm Lebeck den auf ihn zustürmenden Mann in sein Visier, drückte ab und merkte erst nach der Entwicklung, dass er den entscheidenden Moment getroffen hatte. Ohne Lebecks Bild hätte vermutlich die Welt nie von diesem Zwischenfall erfahren, erst mit der Fotografie wurde der Degenraub ein Ereignis und zum Symbolbild für die Überwindung des Kolonialzeitalters.
Robert Lebeck zählte zu den führenden Bildreportern seiner Zeit. Der Degendieb sollte – in den Worten Lebecks – zu seiner fotografischen Visitenkarte, zu seinem wichtigsten Bild überhaupt werden.
In der LFI war er der Leica-Klassiker in der Ausgabe 6/2014. Die Ausstellung Robert Lebeck: Porträts von Menschen und Ländern läuft noch bis zum 13. September in Monschau.
Robert Lebeck+-
Robert Lebeck wurde am 21. Juni 1929 in Berlin geboren. Nach Kriegsdienst, Gefangenschaft, Studium und USA-Aufenthalt begann er Anfang der 1950er-Jahre als freier Bildreporter zu arbeiten. Von 1955 bis 1960 bei der Revue, 1960 Umzug nach Hamburg und zunächst für Kristall, ab 1966 bis 1995 als fest angestellter Bildjournalist für den Stern tätig. Zahlreiche Ausstellungen und Auszeichnungen, u. a. 1991 Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und 2007 Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk. Am 14. Juni 2014 ist Robert Lebeck in Berlin verstorben. Mehr