Life Dances On: Robert Frank in Dialogue

Robert Frank

30. Dezember 2024

Bis heute zählt sein Buch The Americans von 1958 zu den wichtigsten Fotobüchern des 20. Jahrhunderts. Dass Frank auch mit dem Medium Film ein ungewöhnlich experimentell arbeitender Künstler war, belegt bis zum 11. Januar 2025 eine Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art.
Aus Anlass seines 100. Geburtstages gibt es eine ganze Reihe von Ausstellungen zum Werk des am 9. Dezember 1924 in Zürich geborenen Künstlers. Bis heute wird er vor allem für seinen legendären Bildband The Americans geschätzt, doch sein Lebenswerk ist weitaus größer, genreübergreifend, und die aktuelle Ausstellung, deren Titel Life Dances On sich auf einen seiner Filme aus dem Jahr 1980 bezieht, bietet Einblicke in die interdisziplinären und weniger bekannten Aspekte der langen Karriere des 2019 verstorbenen Fotografen und Filmemachers. Im Mittelpunkt steht Franks kreativer und persönlicher Dialog, den er mit anderen Künstlern und Medien suchte. Über 250 Objekte werden präsentiert, darunter nicht nur Fotografien und Filme, sondern auch Bücher und vielfältiges Archivmaterial aus der Sammlung des Museums, ergänzt durch Leihgaben. Franks experimenteller Zugang ist offensichtlich, und auch seine eigenen Worte sind in der gesamten Ausstellung präsent, hat er doch auch auf seine Negative gekritzelt oder ist in den gesprochenen, seine Filme begleitenden Erzählungen zu hören. Zwar fotografierte Frank zeitlebens weiter, doch ihn interessierten zunehmend erweiternde visuelle Effekte, indem er Bilder neu arrangierte, übermalte oder mit Texten versah.

Die Ausstellung belegt die noch immer überraschende Innovationskraft Franks in den verschiedenen Medien, von seinen ersten Ausflügen ins Filmische an der Seite anderer Künstler der Beat-Generation mit Filmen wie Pull My Daisy (1959), seinem vermutlich bekanntesten Skandalfilm Cocksucker Blues (1972) – einer Dokumentation über die Rolling Stones – über experimentelle Kurzfilme bis hin zu seinen Künstlerbüchern, die er als „visuelle Tagebücher“ bezeichnete. Seine Lebenserfahrungen, von künstlerischer Inspiration und familiärer Partnerschaft bis hin zu Verlust und der Verarbeitung persönlicher Traumata, bieten in der Ausstellung reiches Anschauungsmaterial, das von der June Leaf and Robert Frank Foundation zur Verfügung gestellt wurde. Ein beindruckender Tanz durch das Leben und Werk des Künstlers.
Ulrich Rüter
Alle Bilder auf dieser Seite: © Robert Frank

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Life Dances On. Robert Frank in Dialogue. Museum of Modern Art, New York City, bis zum 11. Januar 2025.
Ergänzt um die Präsentation Robert Frank’s Scrapbook Footage und die Filmretrospektive The Complete Robert Frank: Films and Videos, 1959–2017.
Die begleitende Publikation hat 192 Seiten mit 150 Abbildungen.

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Die LFI-Ausgabe 1.2025 präsentiert ein Portfolio Robert Franks zum Thema The Americans. Mehr

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© Dodo Jin Ming

Am 9. November 1924 in Zürich geboren, ab 1941 fotografische Ausbildung. 1947 Umzug nach New York City, dort für verschiedene Magazine tätig. Mit Hilfe eines Guggenheim-Stipendiums Verwirklichung von The Americans, 1958 in Paris im Verlag Delpire, 1959 in den USA bei Grove Press (mit einem Einleitungstext von Jack Kerouac) erschienen. 1950 Heirat mit der Künstlerin Mary Lockspeiser (*1933), zwei Kinder: Pablo (1951–1994) und Andrea (1954–1974). 1975 Heirat mit der Künstlerin June Leaf (1929–2024).Ab Ende der 1950er-Jahre zahlreiche Dokumentar- und Independentfilme. Am 9. September 2019 in Iverness, Kanada, verstorben. Sein Werk wird von der June Leaf and Robert Frank Foundation vertreten. Mehr

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