Ökowächter des Kahuzi-Biega-Nationalparks
Ökowächter des Kahuzi-Biega-Nationalparks
Robert Carrubba
10. Februar 2022
LFI: Was hat Sie in den Kongo geführt? Was war der Anstoß für Ihr Projekt?
Robert Carrubba: In der Demokratischen Republik Kongo habe ich Fotos von den jüngsten Wahlen 2016-18 gemacht, aber auch für vertiefende Projekte, die Experten einbeziehen und direkt mit Menschen zusammenarbeiten, die ihre eigenen Geschichten erzählen, wie WEWA! über urbane Mototaxifahrer in Kinshasa, From Extraction to Final Product über die Prozesse des handwerklichen Goldabbaus im Osten und Gestures - Tools - Engines - Soils über den Einsatz moderner kongolesischer Technologien im handwerklichen Bergbau.
Die Öko-Wächter im Kahuzi-Biega-Nationalpark erregten meine Aufmerksamkeit, als ich ein Projekt im Jahr 2020 filmte, das die Installation einer Kamerafalle für Transektuntersuchungen zeigte. Ein Öko-Wächter wurde aufmerksam: "Hörst du das? - Cercopithecus mitis." Ein Kollege antwortete: "Wow, eine Diademmeerkatze." Als er sich über uns durch die Baumkronen bewegte, versammelten sich die Umweltschützer mit strahlendem Lächeln um den Sucher des Kollegen. Ihre Reaktionen und begeisterten Diskussionen über Fütterungsvorlieben und Lebensraum nach dieser Sichtung waren der Hauptanstoß.
Wie sieht die Arbeit eines Ökowächters aus?
Die Ökowächter setzen sich mit großem Engagement für den Schutz der Umwelt ein und verfügen über ein tiefes Erfahrungswissen und eine große Affinität zur natürlichen Umgebung im Park. Leider müssen sie für ihre Arbeit bewaffnet sein, um sich selbst zu schützen und den Park, seine Fauna und Flora zu verteidigen. Jeder Tag beginnt früh mit einer feierlichen Versammlung, Salutschüssen und dem Hissen der kongolesischen Flagge. Im Großen und Ganzen können die Ökowächter Aufgaben wie Verwaltung, Forschung und Biomonitoring, Aufspüren und als Gorilla- oder Wanderführer übernehmen. Öko-Wächter wie Safari Cibikizi Jules sind immer noch auf den Beinen, wenn sie nach einer sechsstündigen Patrouille durch den dichten Regenwald Beobachtungsdaten zusammenstellen. In den Texten und im Film erläutern sie ihre Aufgaben und Gedanken.
Sie zeigen sowohl Porträts der Ökowächter als auch der Gorillas. Inwieweit ist das eine ein Spiegelbild des anderen – und inwieweit gibt es eine gut funktionierende Symbiose zwischen Mensch und Tier im Nationalpark?
Ich denke, Primaten spiegeln sich gegenseitig; wir sind uns gar nicht so unähnlich. Lambert Mongane, der Chef-Guide, bringt es meiner Meinung nach am besten auf den Punkt, wenn er über die Gewöhnung der Gorillas an die menschliche Anwesenheit spricht: „Von Zeit zu Zeit, wenn das Männchen frisst, werden Sie auch essen. Er frisst, er schaut zu, Sie nehmen eine Liane und fangen an, das Blatt zu essen, wie er es auch tut. Das alles dient dazu, dem Männchen zu zeigen, dass wir seine Freunde sind. Wir sind nur gekommen, um ihn in seinem Biotop zu begleiten. Aber wir sind nicht hier, um ihm wehzutun.“
Was wollten Sie mit Ihren Bildern zeigen, wie wichtig sind sie heute im Zuge des Klimawandels und des Aussterbens bedrohter Arten?
Die Fotos illustrieren die Beschaffenheiten bestimmter Momente im Park. Der Film ist nicht abendfüllend, aber eine 28-minütige Verdichtung vieler Stunden an Interviews und Arbeitsmaterial. Ich wollte mit den Fotos ganz direkt die Ökowächter zeigen, die den Park schützen, und auch die Grauer-Gorillas und die Bäume, die geschützt werden. Ich hoffe, dass diese Bilder nie gebraucht werden, um an einen Umweltschützer zu erinnern, der beim Schutz des Parks getötet wurde, oder um eine ausgestorbene Gorilla-Unterart darzustellen. Die Grauer-Gorillas sind eine vom Aussterben bedrohte Art, die auf der Roten Liste der IUCN steht. Wäre der Park nicht von Öko-Wächtern geschützt, wären seine Grenzen nicht festgelegt. Wäre die Jagd und das Fällen von Bäumen nicht illegal, dann wäre der Grauer-Gorilla bereits ausgestorben.
Sie haben sowohl mit der Leica M10 als auch mit der SL2 fotografiert – welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht, insbesondere bei der Wildlife-Fotografie, die ja auch sehr spontan sein muss?
Mit den M-Objektiven, dem Messsuchermechanismus und der Möglichkeit, über den Rahmen hinauszusehen, macht die M natürlich unglaublich viel Spaß – ein schnelles und spontanes Werkzeug, dass ich für die meisten meiner Fotos benutze. Die SL2 ist indes wirklich gut zum Filmen geeignet. Ich verwende sie vor allem dann, wenn die Sensorstabilisierung und der exakte Telebereich wichtig sind. Ich fotografiere mit M- und R-Objektiven von 28mm bis 180mm; sie funktionieren an beiden Kameras sehr gut. In der Demokratischen Republik Kongo kann es einen Teil des Jahres extrem heiß und staubig sein, aber während der Regenzeit ist alles feucht und kalt. Dann trocknet nichts wirklich aus, auch nicht über Nacht –- weder die Stiefel noch die Kameratasche noch die Kameras und Objektive. Sowohl die Kameragehäuse als auch die Objektive, haben sich als zuverlässig erwiesen. Die Farbprofile von Capture One Pro sind für beide Kameras recht ähnlich, und ich verwende in der Regel die gleichen Einstellungen für beide. (Interview: Katja Hübner)
Alle Bilder auf dieser Seite: © Robert Carrubba
Equipment: Leica SL2, Leica M10 mit R-Adapter M, Summilux-M 1:1.4/50 Asph., Apo-Summicron-M 1:2/90 Asph., Apo-Elmarit-R 1:2.8/180 u.a.
Robert Carrubba+-
Robert Carrubba studierte Englische Literatur und Koreanische Linguistik an der Sogang-Universität in Seoul. Seit 2016 fotografiert er aktuelle Nachrichten, Reportagen und Projekte in der DR Kongo. Er war Dozent für die EU National Institutes for Culture Master Classes of Photography in Kinshasa und Berater bei der Einrichtung der ersten universitären Abteilung für Fotografie in der DR Kongo. Er arbeitet gerne mit Fachleuten, Instituten, Regierungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen zusammen, um genaue und informative Foto-Essays zu erstellen. Mehr